03.10.2007

4.3 Vom Peterstor zum Schlosstor

Der Verlauf vom Peterstor zum Schlosstor stellte unseren Schwerpunkt bei den Verläufen dar, da es viele verschiedene Thesen zu diesem Thema gibt. Er beginnt am Peterstor, dass sich an der Kreuzung von der Petersgasse und der Schorl befand, und endet am Schlosstor.

Die Mauer setzte sich vom Peterstor südöstlich, parallel zur Gartenstraße fort. Dabei sind Teile dieser Strecke vom Historischen Verein sicher bewiesen, dargestellt mit roter Markierung, jedoch ist der grün gekennzeichnete Abschnitt (16) nicht durch gefundenes Material belegbar. Es ist hingegen klar ersichtlich, dass sich an dieser Stelle die Mauer befunden haben muss, damit keine Schwachpunkte in der Verteidigungsanlage zu finden waren.
Ein weiterer vermuteter Bereich des Stadtmauerverlaufs schließt sich diesem nahezu parallelen Verlauf zur Gartenstraße an. Denn um eine für eine Stadtmauer übliche runde oder ovale Form herzustellen, muss anschließend ein Bogen (17) zu einem bewiesenen Abschnitt der Mauer führen. Diese Teilstrecke befand sich am Ende der Rosa-Luxemburg-Straße und parallel zur Schulgasse und verläuft nun südlich weiter, hier rötlich dargestellt.
Dass Stadtmauern meistens an Gebäudewänden oder Grundstücksgrenzen lagen bzw. diese festlegen, kann man sehr gut am Haus der von Thalers (Gartenstraße 1) erkennen. Wir durften uns ein Stück Original Stadtmauer ansehen, dass in diesem Haus die Wand eines Raumes bildet (s. Anlage...). Sehr gut sieht man hier den Aufbau mit ockerfarbenen Sandsteinen. Dieser Fakt wird uns später noch nützlich sein.

Überquert man die Rosa-Luxemburg-Straße, gelangt man zum Alten Amtshaus, einem ehemaligen Freihof. Er muss aus zwingend logischen Gründen auf der Stadtmauer gebaut sein. Ein paar Meter weiter ist diese sogar von der Stadt im Zuge des „Historischen Stadtrundganges“ mit einer Tafel der wichtigsten Daten gekennzeichnet. An der Stelle ist die Mauer so hoch wie sonst nicht mehr in Eisenberg. Herr Petermann vermutet, dass sie...(halb so hoch als ursprünglich? Ein drittel so hoch?) als im ehemaligen Zustand ist. Gut zu erkennen sind die Schießscharten. Diese entstanden aufgrund ihrer Größe vermutlich in der Zeit der (Feuerwaffen/Schusswaffen???).
Am süd-westlichen Ende dieser Mauer kann man sehr gut den Querschnitt dieser sehen (s. Anlage...). Man nutzte die alten Steine für den Bau einer neuen Mauer mit roten Backsteinen.
Nachfolgend verlief die Mauer höchstwahrscheinlich an der Turnhalle der ehemaligen Ostschule vorbei. Der runde Verlauf vom Leipziger Tor bis zu dieser Stelle kann man auch sehr gut auf dem Luftbild von 1921 (s....) nachvollziehen.

Ab dem Laboratorium beginnen die Fragen. Wir konnten nicht eindeutig herausfinden, wo die Stadtmauer im Bereich des Schlosses stand, möchten im Folgenden allerdings einige Thesen erörtern. (Vermutungen)
Werfen wir zunächst einen Blick auf Luftaufnahmen neueren Datums (s. Anlage...). Wir wählten einen großen Ausschnitt, um die Schlossanlage im Kontext des nahezu gesamten Verlaufs sehen zu können.
Die rote Linie stellt den bisherigen und zukünftigen meist bewiesenen Verlauf dar. Der gelbe Punkt ist laut den Nachforschungen des Historischen Vereins das Schlosstor.
Zunächst versuchten wir, die roten Linien gedanklich zu verbinden. Dabei entstand die Idee eines Verlaufes, den wir in Bild... orange gekennzeichnet haben. Die gelben Hervorhebungen zeigen die Stellen, an denen dieser Verlauf aufgrund der Häuserrundungen in Betracht gezogen werden muss. Man vermied schon immer, gekrümmte Häuser zu bauen, da z.B. auch das Decken des Daches eines solchen Gebäudes Probleme bereitet. Der Scheithof („S“) allerdings weist eine Krümmung auf, was darauf schließen lässt, das ein größeres Hindernis einen geraden Bau verhinderte. Solch ein Hindernis könnte eine Mauer (gewesen) sein.
Wir skizzierten diese Idee, bevor wir recherchierten, wo das Schlosstor liegt, deshalb ist es nicht inbegriffen. Diesen Verlauf betrachteten wir zu diesem Zeitpunkt als am logischsten.

Der Historische Verein hatte andere Vorstellungen. Diese sind grün eingezeichnet. Den Verlauf der Mauer durch den Bogengarten begründet Herr Much mit folgenden Worten: „Die Stadtmauer ist ja zu einer Zeit entstanden, da hat es das Schloss noch nicht gegeben. Deswegen geht das hier auch quer durch den Schlossgarten.“
Wir finden es allerdings unwahrscheinlich, dass man eine große Mauer so weit abtrug, um diese(n) dann als Weg eines neuen Gartens zu nehmen. Man muss bedenken, dass an dieser Stelle ein Hang war, d.h. man hätte den außerstädtischen Bereich der Stadtmauer nur für diesen Garten auffüllen müssen.
Auf die Frage, warum es unwahrscheinlich ist, dass die Stadtmauer quer durch das Schloss führte, wie das unsere These vorsieht, antwortete er:

„Dann hätte irgendwo in den Unterlagen zum Bau der Schlosskirche etwas gestanden. Die Schlosskirche wurde im 17. Jahrhundert gebaut und da war die Stadtmauer schon nicht mehr aktuell. Und dann hätten sie aber zumindest irgendwo etwas geschrieben (und das hätte auch irgendjemand gefunden), dass die Kirche auf den Stadtmauerresten gebaut wurde. Und das haben wir nicht gefunden.“

Dies klingt nachvollziehbar, denn zur Zeit der Stadtmauer stand das heutige Schloss nicht mehr. (Wann?) wurde die Burg zur Abwehr vor Feinden gebaut, erst später errichtete man ein Schloss und die Schlosskirche.
Herr Much wies uns auch darauf hin, dass es in den Unterlagen zur Eisenberger Geschichte ein Dokument gäbe, auf dem man nachvollziehen kann, dass die Burg außerhalb der Stadtmauer lag. Dies nahm er als Beweis der These des Historischen Vereins. Wir machten uns danach auf die Suche und fanden einen Lageplan der Burg, auf dem auch die Stadtmauer eingezeichnet ist. ???
In ihrer Dokumentation zeichnete der Historische Verein den Verlauf in diesem Abschnitt meistens gelb oder rot, also als „vermutet“ oder „wahrscheinlich“ ein. Allerdings gibt es eine Stelle, die durch Mauerreste „bewiesen“ sein soll. Diese haben wir in dem bearbeiteten Luftbild (Anlage nr. ...) mit einem grünen Kasten dargestellt, zur besseren Ansicht sieht man in Bild Nr. .... das Original der Dokumentation.
Auf dem Foto, das an der markierten Stelle 24 geschossen wurde (s. Anhang...), erkennt man die von dem Historischen Verein vermutete Stadtmauer, links steht eine Holzbaracke, die heute nicht mehr vorhanden ist. Auffällig ist, dass die Mauer aus rötlichem Sandstein besteht. Wie wir im Laufe unserer Arbeit an Original-Mauerstücken, z.B. bei von Thalers feststellen konnten, wurde die Stadtmauer aus eher gelblich-ockerfarbenen Stein gebaut. Auf dem Foto des Ortes 26 (s. Anhang) besitzt die vom Historischen Verein als „bewiesen“ gekennzeichnete Stadtmauer ebendiesen Farbton (an diesem Ort befindet sich derzeit ein Parkplatz, die vermutete Stadtmauer wurde abgerissen). So kamen wir zu der Meinung, dass mindestens eine der beiden Mauerstücke keine Stadtmauer sein kann. Wir zweifelten damit gleichzeitig den Standpunkt des Schlosstores an. Allerdings gibt es wie bei unserer These auch zahlreiche Übereinstimmungen mit Gebäudemauern (hellgrün dargestellt).

Da wir mit unseren Nachforschungen dennoch keine These direkt beweisen oder widerlegen konnten, baten wir Herrn Petermann um Hilfe. Dieser führte uns an der Einfahrt zum Schlosshof zu einer Stelle, die auf der Übersichtskarte (s. Anlage...) mit einem hellen blauen Punkt gekennzeichnet ist. Herr Petermann erklärte, dass man hier bei Ausgrabungen Reste einer alten Mauer, vermutlich der Stadtmauer, fand. Angaben zum Verlauf dieser Mauer konnte er uns nicht geben.
Allerdings bekamen wir mit dieser Information einen neuen Gedanken. Wir sahen erneut in die Karte und bemerkten, dass die ausgegrabene Stelle, die uns Herr Petermann zeigte, auf einer Strecke liegt, die fast exakt gerade vom Ausgangspunkt Laboratorium bis zum westlichen Ende der vermuteten Stadtmauer unser ersten These verläuft (s. Anhang... – die zwei anderen Thesen sind gestrichelt dargestellt). Dieser Verlauf ist sehr überzeugend, da wir auch zahlreiche Gebäudemauern fanden, die mit diesem übereinstimmten (s. hellblaue Linien). Hier stellt sich die Frage, ob diese Mauer zur Stadt oder Burg gehörte.
Sie lässt sich nur im Kontext der beiden anderen Thesen beantworten. Wir kamen zu folgenden Überlegungen beim Vergleich der drei Thesen:

Es gab eine Stadt- und eine Burgmauer in dem untersuchten Bereich. Es gibt drei Thesen. Wir gehen davon aus, dass kein weiterer Verlauf einer Mauer in diesem Bereich angenommen werden kann. Zwei Thesen müssen also übereinstimmen. Eine muss den Verlauf der Stadt-, die zweite den Verlauf der Burgmauer kennzeichnen.
Die erste These besteht nur aufgrund ihrer Logik, kann durch keinerlei Funde bewiesen werden und daher vorsichtig in Betracht zu ziehen. Sie bezieht die Burg mit ein und grenzt diese und die Stadt von der weiteren Umgebung ab.
Die zweite These (des Historischen Vereins) versucht, durch unsichere Beweise zu bestehen und weist einige logische Stellen auf. (beleidigend für Hist.Verein?) Allerdings schließt sie das Schlossgelände weder vollständig ein noch aus. Da uns das unplausibel erscheint, betrachten wir sie nicht weiter.
Die dritte These ist durch eine Ausgrabung und viele logische Sachverhalte die Schlüssigste.
Sie grenzt das gesamte Schlossgebiet von der Stadt ab.
Schlossfolgerung (s. Anlage...): Um das heutige Schlossgelände (rot eingefärbt, die Stadt ist orange eingefärbt), auf dem ehemals die Burg stand, wurde eine eigene Mauer gebaut. Sie verlief in etwa wie die in der ersten These vorgestellte. Entweder schloss sie an die Stadtmauer an, die wir in der dritten These vorstellten, oder die Mauer umschloss das Burggelände komplett. In diesem Fall war es die Stadtmauer, die ein Stück der Burgmauer für die eigenen Zwecke nutze.

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