02.01.2008

die komplette semiarbeit


Auf den Spuren
der Stadtmauer Eisenberg


Eine Analyse von Bau, Geschichte
und Verlauf der Eisenberger Stadtbefestigung unter besonderer Berücksichtigung bereits vorhandener Hypothesen

Seminarfacharbeit

Friedrich-Schiller-Gymnasium Eisenberg/Thüringen

Seminarfachbetreuer: Frau Peter
Fachbetreuer: Herr Petermann

vorgelegt von

Josephine Herbst
Marie Prokop
Lisa Rost
Sarah Weigelt



Eisenberg im Oktober 2007




Gliederung



I Einleitung............................................................................................................... 4


II Hinführung

1. Allgemeine Daten über Städte im Mittelalter....................................... 6
2. Allgemeine Daten über Stadtbefestigungen......................................... 8
2.1 Bedeutung und Geschichte............................................. 8
2.2 Aufbau und Bestandteile................................................ 10


III Die Stadtmauer in Eisenberg

1. Informationen zu Eisenberg.................................................................. 13
1.1 Allgemeines über Eisenberg........................................... 13
1.2 Geschichte von Eisenberg.............................................. 13

2. Anlass des Baus und Funktion der Mauer für Eisenberg..................... 16

3. Der Bau der Stadtmauer Eisenberg....................................................... 17
3.1 Bau der Stadtmauer........................................................ 17
3.3 Der Wall und der Graben............................................... 16
3.4 Die Tore.......................................................................... 18
3.4.1 Das Steintor..................................................... 18
3.4.2 Das Leipziger Tor............................................ 21
3.4.3 Das Peterstor.................................................... 22
3.4.4 Das Burgtor und das Schlosstor...................... 23
3.4.5 Das Tor der Langen Gasse.............................. 26



4.Verlauf der Stadtbefestigung................................................................. 27
4.1 Allgemeines zum Verlauf............................................... 27
4.2 Die Dokumentation des Historischen Vereins................27
4.2.1 Der Historische Verein................................................ 27
4.2.2 Verlauf und Ergebnisse der Untersuchung.................. 28
4.3 Vom Steintor zum Leipziger Tor................................... 29
4.4 Vom Leipziger Tor zum Peterstor.................................. 30
4.5 Vom Peterstor zum Tor der Langen Gasse.................... 31
4.6 Vom Tor der Langen Gasse zum Steintor...................... 34
4.7 Vergleich der beiden Dokumentationen......................... 36

IV Schlussfolgerung................................................................................................ 37

V Summery.............................................................................................................. 38

VI Quellenverzeichnis............................................................................................. 39

VII Eidesstattliche Erklärung.............................................................................. 41

VIII Anhang............................................................................................................. 43












I Einleitung

Besucht man als Tourist Städte wie Rothenburg ob der Tauber, Dinkelsbühl oder Bautzen, deren mittelalterliche Stadtkerne noch vollkommen mit einer Stadtmauer umgeben sind, ist man beeindruckt von der Baukunst und der Wehrhaftigkeit dieser ausgedehnten Befestigungsanlagen. Wir fragten uns, wie Eisenberg mit einer solchen Stadtmauer heute aussehen würde. Das war der Ansatzpunkt unserer Seminarfacharbeit, in der wir uns von vornherein mit einem regionalen Thema befassen wollten. Also wählten wir die Geschichte, den Bau und den Verlauf der mittelalterlichen Stadtbefestigung Eisenbergs als Gegenstand unserer Arbeit. Dass nur sehr wenige offizielle Dokumente existieren sahen wir als Ansporn, etwas Neues herauszufinden. Da die Arbeit auch interessant für die Eisenberger Einwohner sein könnte, veröffentlichen wir sie im einem Heft der Reihe „Rückblicke“.

Die Grundlage unserer Überlegungen war eine Karte des Historischen Vereines, auf der der vermutliche Verlauf und die Überreste der Mauer eingetragen waren.
Damit ausgestattet machten wir uns als erstes selbst ein Bild von den Beständen der Stadtmauer und fotografierten bei einen Rundgang die noch vorhandenen Mauerstücke. Leider mussten wir feststellen, dass es nur noch sehr wenige sichtbare Überreste gibt, von denen sich auch viele in einem schlechtem Zustand befinden.

Nach diesem Rundgang wurde deutlich, dass sich die Ausarbeitung des Themas schwieriger gestalteten würde, als wir vermutetet hatten. Wir begannen, alle verfügbaren Informationen über die Stadtmauer zusammenzutragen. So suchten wir Unterstützung beim Leiter des Heimatmuseums in Eisenberg, Herrn Petermann, durchforsteten die Chroniken von Eisenberg, lasen in den Heften des Geschichts- und Altertumsforschenden Vereines zu Eisenberg nach, werteten alte Gemälde und Karten aus und sprachen mit den Mitgliedern des Historischen Vereines, die sich bereits einmal mit dem Thema befasst hatten. Leider basierten viele dieser Quellen eher auf Vermutungen. Deshalb waren wir froh, als Mitte Juli 2007 bei Abrissarbeiten eines Hauses am Steinweg ein Stück Originalmauer freigelegt wurde. Durch Zufall bekamen wir somit weitere wichtige und vor allem gesicherte Informationen, die wir in unsere Arbeit einfließen lassen konnten.

Die jedoch wichtigste Grundlage unserer Recherchen fanden wir im Stadtarchiv: Einen sehr genauer Katasterplan, auf dem die Innenstadt zwischen 1843 und 1850 abgebildet ist. Die zu dieser Zeit noch vorhandenen Stadtmauerreste sind in dem Katasterplan als schmale und rot gekennzeichnete Flurstücke zu finden. In den darauffolgenden Jahren wurden mit roten Linien und Flächen Neubauten in diesem Plan eingezeichnet. Viele der Gebäude stehen heute noch und gaben uns so eine gute Orientierungshilfe. Da wir in unserer Arbeit keinen anderen Katasterplan benutzen, ist immer dieser Plan gemeint, wenn wir von „Katasterplan“ sprechen.

Im Folgenden werden wir die Notwendigkeit zum Bau einer Städtischen Verteidigungseinrichtung im Mittelalter beleuchten und kurz die Eisenberger Stadtgeschichte im Hinblick auf die Stadtbefestigung erklären. Danach widmen wir uns der eigentlichen Aufgabe – der Rekonstruktion der Geschichte, des Baus und des Verlaufs der Eisenberger Stadtbefestigung.


























II Hinführung

1 Allgemeine Daten über Städte im Mittelalter
Seit 5000 Jahren gibt es „größere, zentralisierte, abgegrenzte Siedlungen mit einer eigenen Verwaltungs- und Versorgungsstruktur“ , die man als „Stadt“ bezeichnet (althochdt.: stat = Standort, Stelle). Eine Stadt entsteht meist aus einer kleineren dörflichen Ansiedlung, wenn die Bevölkerung durch verschiedene Ursachen überproportional wächst. Die Folge ist eine sich immer weiter ausdehnende enge Bebauung an den meist schon vorhandenen Wegen. Im Gegensatz zu Städten mit unregelmäßiger, meist sternenförmiger Form gibt es auch Städte mit geometrisch geplanten Grundrissen. Diese „Planstädte“ entstanden in allen bedeutsamen frühzeitlichen Hochkulturen. In Mitteleuropa waren es die Römer, die ihren Städtebau bewusst planten. Im Mittelalter taten dies auch Grundherren, die ihre Macht mit Marktgebühren und Zöllen festigen wollten.
Die meisten der heutigen Städte unserer Region entstanden im Hochmittelalter durch das Aufblühen von Handel und Handwerk. Im 13./14. Jh. gab es bereits fast 3.000 Städte in Deutschland, die meisten hatten allerdings weniger als 1.000 Einwohner. Köln als größte Stadt hatte damals 30.000 Einwohner, also nur dreimal so viel wie das heutige Eisenberg, in dem damals weit weniger als 1.000 Menschen lebten.
Ein Grund, warum die Menschen in die Städte zogen, waren „die persönliche Freiheit, die Rechtsgleichheit und die besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten“. Das Schlagwort „Stadtluft macht frei“ stammt aus dieser Zeit und umschreibt das Recht von Lehnsbauern, die nach einem Jahr Stadtleben nicht mehr in die Leibeigenschaft zurückgeführt werden konnten.
Nach der Verleihung des Stadtrechts erhielt die Stadt ein gewisses Maß an Selbstverwaltung und eine eigene Gerichtsbarkeit sowie eine Berechtigung auf Freihandel, Zunftwesen und Selbstverteidigung. Letzteres durften die Städte durch eine Stadtmauer sicherstellen, die der Siedlung ein burgähnliches Aussehen verlieh. Die Stadt bekam dadurch feste Grenzen, in denen man sich auch bei wachsender Bevölkerungszahl einrichten musste. So hausten niedrige Handwerker und die armen Teile der Bevölkerungsgruppen meist in engen, mit Fachwerkhäusern bebauten Gassen. Gerade in diesen Bereichen herrschten in einer mittelalterlichen Stadt katastrophale hygienische Missstände. Es gab keine Kanalisation oder geregelte Abfallbeseitigung, dazu kam die Verschmutzung der Straßen und der Luft durch die verschiedensten Gewerbe. Wasser holten sich die Bewohner aus den Flüssen oder Bächen, die ja meist durch die Städte flossen. Erst am Ende des Spätmittelalters fand man in den Städten Grundwasserbrunnen und Trinkwasserleitungen, die zu öffentlichen Wasserstellen führten.
Durch das enge Zusammenleben gab es natürlich auch soziale Probleme gerade unter den ärmsten Bevölkerungsgruppen. Es zeigte sich „eine Neigung zu Ausgrenzungen, Enge und Verhärtung.“ . Juden, Tagelöhner, Mägde, Bettler und Handwerksgesellen bildeten zusammen meist mehr als die Hälfte der gesamten Stadtbevölkerung. Diese Menschen zählten nicht als Bürger, sondern nur als Einwohner und hatten somit kein politisches Mitsprache- oder Bürgerrecht. Die Mittelschicht bildete sich aus Handwerkern, Händlern und Krämern. Nur etwa 10% der Stadtbevölkerung zählten zur Oberschicht, welche aus vermögenden Grundbesitzern, reichen Handwerksmeistern, Groß- und Fernhandelskaufleuten und höheren Verwaltungsbeamten bestand. Aus ihrem Kreis wurden Bürgermeister und Ratsherren gestellt. Der adlige Stadtherr verlieh ihnen besonderen Privilegien, damit sie noch reicher werden konnten. Das sollte das Stadtleben für sie attraktiver machen und dem Stadtherrn somit mehr Zölle und Steuern einbringen.








2 Allgemeine Daten über Stadtbefestigungen

2.1 Bedeutung und Geschichte

Die Stadtmauer war eine der wichtigsten Bestandteile einer Stadt. Neben ihrer Verteidigungs- und Schutzfunktion diente dieses öffentliche Strukturbauwerk ebenfalls repräsentativen Zwecken. „Wichtig war aber auch, dass die Bau- und Verteidigungsorganisation das genossenschaftliche Element der Bürgerschaft förderte.“ Außerdem kennzeichnete die Stadtmauer die rechtliche Grenze zum Umland. Generell lässt sich feststellen, dass die Verteidigung einer Siedlung immer so weit entwickelt waren, „wie es der Stand ihrer Kriegstechnik und ihres ganzen Militärwesens erforderte und wie es die örtlich verfügbaren Materialen und Kenntnisse zuließen.“

Die Geschichte der Befestigungsanlagen nahm in der Jungsteinzeit ihren Anfang, als die Menschen sesshaft wurden. Zu dieser Zeit konnte natürlich noch nicht von Mauer die Rede sein, doch die einfachen Anlagen boten den Dorfbewohnern Schutz vor Angreifern jeglicher Art, so auch vor wilden Tieren. Diese ersten Befestigungsanlangen bestanden nur aus Erde. Dazu wurde ein Graben angelegt, an dessen Frontseite das ausgehobene Material zu einem Wall aufgeschüttet wurde. Zum weiteren Schutz pflanzte man Dornengestrüpp an. Bewegliche Zaunstücke waren dann die ersten Tore. Aus der einfachen Wall-Graben-Bauweise entwickelte sich mit der Zeit ein Komplex von hintereinanderliegenden Wällen und Gräben. Zusätzlich wurden Palisadenzäunen aufgestellt und Hürden geschaffen, z.B. Zugbrücken, Tore, Sackgassen und in den Weg gelegte Steine.

Das Problem bei diesen Anlagen war das organische Baumaterial. Holz war zwar leicht zu besorgen und gut zu handhaben, doch es verrottete schnell und musste ständig erneuert werden. Deshalb setzte sich bald Naturstein als Baumaterial durch. Die ersten stabilen Steinmauern in Deutschland lassen sich auf das 6. Jh. v.Chr. zurückdatieren. Der Großteil der Mauern wurde unter der Herrschaft der Römer gebaut. Beispiele sind die Stadtmauer Kölns oder der Limes Germanicus. Dieser war anfangs nur ein Erdwall, wurde dann aber zu einer mit Wachtürmen und leichten Zäunen, zum Teil auch mit Steinmauern besetzen Grenze. In dieser Zeit kam es vermehrt zum Stadtmauerbau, der jedoch mit der Zerschlagung des Römischen Reiches und dessen Zersplitterung beendet wurde. Die Völkerwanderung begann und die römische Mauern zerfielen.

Im 10. Jh. gewann die Stadtbefestigung wieder an Bedeutung. Die Steinmauern, die anfangs nicht höher als zwei Meter waren, wurden von einfachen Holztoren unterbrochen. Meist gab es nur einen Wachturm in der Stadt. Zwei Jahrhunderte später waren Stadt- und Burgbefestigungen schon genau durchdachte militärische Verteidigungsanlagen. Aus den Erfahrungen der Kreuzzüge heraus wurden die Mauern verstärkt und mit einfachen runden oder rechteckigen, teilweise nach obenhin zugespitzten Mauertürmen versehen. Die Tore erhielten Torhäuser, die offenen Wehrgänge wurden mit Deckungen und Schießscharten versehen und Holz verschwand allmählich ganz aus den Konstruktionen.

Mehr und mehr gewannen neben der Schutzfunktion auch der künstlerische Aspekt der Anlagen an Bedeutung. Der Baustil der Gotik beeinflusste ab Mitte des 12. Jh. den Mauerbau. In dieser Zeit wuchs zudem das Befestigungsbedürfnis, denn es kam immer wieder vor, dass Mauern durch gewisse Angriffstaktiken zerstört wurden. Eine der gefürchtetsten war das sogenannte Unterminieren, bei dem ein schmaler Gang in das Mauerwerk gesprengt wurde. Eine seltener eingesetzte Angriffsmethode war das Untergraben. Um diese Angriffe abzuwehren, legte man auf tieferen Fundamenten immer dickere und höhere Mauern an. Auch die Mauertürme wurden dicker, höher und vor allem individueller. Gerade die Tortürme der Hauptzufahrtstraßen sollten mit ihrer Höhe und ihrem kunstvollen Aussehen die Wehrhaftigkeit und den Reichtum einer Stadt demonstrieren.

In der Mitte des 14. Jh. kam es dann zu einem tiefen Einschnitt in der Geschichte der Stadtmauer. Die Kanone wurde erfunden. Obwohl sie zunächst nur mit Stein oder Stahlkugeln feuerte, besaß sie im Vergleich zu den bis dahin verwendeten Waffen eine hohe Durchschlagskraft. Man brauchte deshalb stabilere Befestigungsanlagen, die den neuen Geschützen standhielten. Die Mauern, deren Höhe in den vergangenen Jahrhunderten zunahm, wurden nun wieder niedriger, gleichzeitig jedoch dicker. Teilweise ummauerte man dafür aufgeschüttete Erdwälle, um den Anlagen mehr Elastizität zu geben. Außerdem diente dieser Mauerwall gleichzeitig als Geschützplattform. Mit dem Einsatz von Artillerie entstanden auch die ersten Bastionen. Diese Mauervorsprünge verbesserten das Verteidigen einer Befestigungsanlage mit Kanonen

Zu Beginn der Renaissance im 16. Jh. kam es durch die Weiterentwicklung der Kanonen und dem Einsatz von Brand- und Sprengmunition zu einem verteidigungstechnischen Strategiewechsel. Obwohl die weitläufigen Anlagen der Stadtbefestigungen immer weiter verstärkt wurden, konnten sie der großen Zielgenauigkeit und Zerstörungskraft der Artillerie nicht trotzen. Deshalb übernahmen mehr und mehr separate militärischer Festungsanlagen die Verteidigung der Städte, in denen man sich bei massiven Artillerieangriffen verschanzen konnte. Diese Festungen wurden ab dem 17. Jahrhundert immer stabiler und raffinierter gebaut, während Stadtmauern in der Regel nicht weiter befestigt wurden. Spätestens Anfang des 18. Jahrhundert hatte die Stadtmauer als Verteidigungsanlage „ausgedient“. Ihrer militärischen Aufgabe beraubt, wurden sie oft zum Baustoffgewinn abgebrochen oder fiel später den expansiven und radikalen Stadterweiterungen des Frühkapitalismus im 18. Jahrhundert zum Opfer. Dieser Verlust ist in Hinblick auf die lebenswichtige Funktion bedauerlich, welche diese Mauern für unsere Vorfahren in den Städten hatten.


2.2 Aufbau und Bestandteile

Eine Stadtbefestigung bestand aus verschiedenen Bestandteilen. Es gibt immer drei Bereiche, in die man die Befestigungsanlagen einordnen kann: Den Bereich vor der Stadtmauer, den Mauerbereich selbst und den Bereich hinter der Mauer (Innenstadt).

Vor der Mauer lag zumeist der Stadtgraben (oft heute noch als Straßennamen gekennzeichnet, z. B. in Weimar, Jena, Saalfeld und Gera). Dieser war eine längere schmale Vertiefung im Erdboden, welche künstlich angelegt wurde und die Stadt ganz oder teilweise umschloss. Sie war eine schwer überwindbare Barriere für berittene Angreifer, Fuhrwerke und Kanonen. Die Gräben wurden entsprechend ihrer strategischen Bedeutung und der Geländesituation in Größe und Form sehr unterschiedlich angelegt. Flache Mulden gab es genauso wie mächtige Grabenanlagen mit bis zu 20 Meter Tiefe. Neben dem Schutz vor Angreifern dienten sie auch oftmals als Ab- oder Umleitung von Wasser. Ständig gefüllte Wassergräben hatten meist nur Städte, die an Flüssen oder anderen Wasserläufen lagen. Die Befestigungsgräben der anderen Städte waren in Friedenszeiten üblicherweise nie mit Wasser gefüllt und wurden erst im Angriffsfall geflutet. Grund dafür war die ohnehin schwierige Wasserversorgung der Städte; Frischwasser war knapp. Waren die Gräben geflutet, stand dort das Wasser vermischt mit Abfällen und Fäkalien. Es begann zu faulen und zu stinken und verschlechterte damit die angespannten Hygienebedingungen um ein weiteres.

Zum Graben gehörte immer der Wall. Manchmal folgten mehrere Gräben und Wälle nacheinander und machten es nahezu unmöglich, die Mauer überhaupt erst zu erreichen. Häufig wurde zur besseren Verteidigung zwischen dem Wall und dem Graben zusätzlich ein Wachturm errichtet. Er diente vor allem zur frühzeitigen Warnung vor feindlichen Truppen. Sobald diese herannahten, gab die Wachmannschaft Fahnen- oder Lichtsignale in Richtung Stadt, zog die Leiter zu dem in mehreren Metern Höhe liegenden Eingang ein und fand somit im Turm ausreichenden Schutz. Nun konnte man von dieser Warte aus die an die Mauer drängenden Truppen überwachen und zusätzlich rücklings bekämpfen.

Die Mauer umschloss die gesamte Stadt und verband die Stadttore und Türme miteinander. Sie bestand aus Spählöchern, der Mauerkrone mit Wehrgang sowie der Brustwehr mit Schießscharten. Die mittelalterlichen Stadtmauern in unserem Sieglungsraum waren in der Regel ein bis zwei Meter dick und zwei bis neun Meter hoch.
Der Hauptmauer wurde teilweise noch eine Zwingmauer als Schutz vorgelegt. Zwischen beiden Mauern wurden oft Hunde, Wildschweine oder Bären gehalten. In Belagerungszeiten konnte dort auch das sonst vor der Stadt weidende Vieh untergebracht werden. Wenn die Feinde über die Zwingmauer in diesen Bereich eindrangen, waren sie dort wie in einer Falle gefangen und konnten von der Hauptmauer aus bekämpft werden.

Neben dem passiven Schutz durch die Mauern ermöglichte der von den Türmen aus begehbare Wehrgang die aktive Verteidigung der Stadt (s.Abb.II.2.2/1 – ein Wehrgang am Beispiel Rothenburg ob der Tauber). Wehrgänge waren bei starken Mauern Teil der steinernen Ringmauerkrone. Bei dünneren Mauern wurden sie als Holzkonstruktionen hinter diese gebaut. Vom meist sogar überdachtem Wehrgang aus konnte man geschützt durch eine mit Zinnen bestückte Brustwehr die Angreifer wirksam bekämpfen. Die schmalen Öffnungen für das Abfeuern von Schusswaffen verringerten die Gefahr von feindlichen Treffern. Zur Verteidigung des Mauerfußes wurden zusätzlich Fußscharten in den Boden von Wehrgängen eingelassen.

Hinter der Stadtmauer oder direkt als Bestandteil dieser befanden sich je nach Größe der Stadt weitere Bauwerke, immer lassen sich aber Wachhaus, Tore und Türme finden. Bei den Türmen unterscheidet man zwischen Wach- und Tortürmen. Die Turmbezeichnungen weisen oft auf deren weitere Funktion hin, z.B. beim Pulverturm in Jena zur Aufbewahrung des Schießpulvers, beim Kasseturm in Weimar zur Aufbewahrung der Stadtkasse oder beim Hungerturm in Bernau, der als Gefängnis und Folterort bekannt war. Die Turmnamen bezeichnen aber oft auch die Handwerkszünfte der Stadt, die verantwortlich für den Bau und Erhalt des Turmes und dessen Verteidigung waren (z.B. Schmiedeturm, Gerberturm).











III. Die Stadtmauer in Eisenberg

1 Informationen zu Eisenberg

1.1 Allgemeines über Eisenberg

Die Stadt Eisenberg liegt 275 m über NN im Saale- Holzland- Kreis im Nordosten des Freistaates Thüringen, ist seit 1952 Kreisstadt und erstreckt sich über eine Fläche von 24,85 km². Mit einer Einwohnerzahl um 11.500 ist sie eine relativ große Kleinstadt. Sie wird in vier Ortsteile untergliedert: die Kernstadt, in der sich die Altstadt befindet, Friedrichstanneck, Saasa und Kursdorf. Das Wappen der Stadt (s.Abb.III.1.1/1) zeigt laut der Hauptsatzung der Stadt Eisenberg eine „gezinnte goldene Stadtmauer mit gezinntem Torturm und geschlossenem Tor“ . In der Mitte des Wappens ist ein Mohrenkopf zu sehen, der sich auf eine Sage zurückführen lässt.

Bekannte Sehenswürdigkeiten der Stadt sind das aufwendig rekonstruierte Schloss Christiansburg mit der aus dem 17. Jh. stammende barocke Schlosskirche, die historische Marktbebauung, das Renaissance-Rathaus und das Klötznersche Haus - heute Stadtmuseum - in dessen Keller ein heidnischer Opferschacht freigelegt wurde. Auch die an wenigen Stellen der Stadt noch vorhandenen und zum Teil auch restaurierten Reste der Stadtmauer sind sehenswert und erinnern zugleich an die wechselhafte Geschichte der Stadt.


1.1 Geschichte von Eisenberg

Die Geschichte Eisenbergs lässt sich sehr weit zurück verfolgen. Nach archäologischen Funden kann man davon ausgehen, dass die Hochebene, auf der sich die heutige Stadt befindet, schon seit der Altsteinzeit besiedelt wurde.

In der Talsenke nördlich dieser Hochebene wurde 995 n.Chr. erstmals ein altes slawisches Haufendorf erwähnt. Diese Siedlung hieß "Donitzschkau" oder "St. Nicolai" da seine Kirche dem heiligen Nikolaus geweiht war. Diese alte Siedlung wurde in verschiedenen Kriegen mehrfach zerstört, sodass Markgraf Otto der Reiche im 12. Jh. auf der strategisch günstiger gelegenen Hochebene eine Planstadt und eine Burg errichten liegt. Diese relativ kleine Ebene wird an drei Seiten durch ziemlich steil abfallende Hänge begrenzt, die schon von vorneherein einen natürlichen Schutz vor Angreifern bildeten. Die Siedlung hieß damals schon Ysenberch. Der Ursprung des Namens ist bisher ungeklärt, wahrscheinlich aber wird er von einem Ritter Yso herführen, der mit dem Bau der Stadt in Verbindung gebracht wird.

Noch heute ist an den fast gleichmäßigen Grundrissen der Straßen und Flurstücken der Innenstadt erkennbar, dass diese Stadtanlage planmäßig angelegt wurde (s.Abb.III.1.2/1): Der Steinweg als Mittelachse (rot) wird im rechten Winkel von drei weiteren Straßenzügen (grün) gekreuzt. Diese Straßen führen zu den einzelnen Toren . Auch der Markt (gelb) ist quadratisch angelegt. Er befindet sich jedoch nicht genau in der Mitte der Stadt, sondern an einer mit Wasser gefüllte Mulde. Diese Verschiebung des Marktes aus der Symmetrie, das abschüssige Gelände im Norden und vielleicht auch ein vorhandener Weg von Donitzschkau kommend könnte der Grund sein, warum einige Gassen im Norden nicht exakt rechtwinklig angelegt wurden.
Auch auf dem ältesten vorhandenen Stadtplan Eisenbergs (s.Abb.III.1.2/2) kann man die planmäßige Anlage der Stadt gut erkennen. Hier wird der in Wirklichkeit dreieckig-ovale Stadtmauerring als ein viereckiges Oval abgebildet. So erklären sich die merkwürdigen Verzerrungen der Längen und Winkelverhältnisse auf diesem Plan.

Zur Zeit Otto des Reichens wurde im Norden der Stadt auch an einer Burg gebaut. Ob sie ein Neubau war oder eine bereits bestehende Burganlage ausgebaut wurde, ist nicht geklärt. Die Burg diente hauptsächlich der Kontrolle der Handelswege, der Stadtverteidigung, dem Schutz des Hochadels und Administrationszwecken wie der Gerichtsbarkeit.

Unter Marktgraf Otto dem Reichen wurde ein großer Teil der Bewohner der Alten Stadt in relativ kurzer Zeit umgesiedelt. Warum die Umsiedlung nicht komplett gelang, ist nicht überliefert. Es wird vermutet, dass die alte St. Nicolaikirche ein wichtiger Grund war. Zwar bekam das neue Eisenberg auch eine Kirche, aber St. Nicolai war damals ein regional bedeutsamer Wallfahrtsort. Schon allein vom Handel mit den Pilgern ließ es sich wohl erträglich leben. Und so existierten beide Städte jeweils von einer eigenen Mauer umgeben über 200 Jahre nebeneinander. Interessanterweise verlegte 1219 der Sohn Otto des Reichen, Dietrich der Bedrängte, das Zwickauer Zisterziensernonnenkloster nach Eisenberg . Dies unterstreicht auch die religiöse Bedeutsamkeit des Ortes. Das Kloster, die Burg und die Lage an wichtigen Handelsstraßen waren sicher Gründe, die Albrecht den Entarteten dazu bewogen, beiden Orten gleichzeitig am 24. Juli 1274 das Stadtrecht zu verleihen .

1470 kam es zu einem verheerenden Brand in Donitzschkau, dem offensichtlich auch die St. Nicolaikirche zum Opfer fiel. Bis auf 15 Häuser war die alte Stadt vollständig niedergebrannt. Es lohnte sich nicht, sie wieder aufzubauen. Die Überlebenden zogen daraufhin in die Neue Stadt. Von diesem Zeitpunkt an existierte nur noch "Ysenberch". An die alte Stadt erinnern heute die Straßennamen "Altstadt", "Donitzschkau" und "Klostergasse".

Wichtig für Eisenberg war 1505 der Fund eines Quellgebietes, der sogenannten „Siebenfreude“. Deren Wasser wurde nun über ein Holzröhrensystem zum Markt geleitet, so dass die Trinkwasserversorgung in Eisenberg verbessert war. Die alte Wassermulde blieb, diente dem Vieh als Tränke und existiert heute noch unter einem Gewölbe im Bereich des Mohrenbrunnen.
1512 wird von der Einrichtung eines Krankenhaus berichtet, was damals aber mehr die Isolation der Kranken bezweckte als deren medizinische Versorgung.
In der Zeit nach 1558 kam es in Zuge der Reformation immer wieder zu kleineren Angriffen und Aufständen; es „loderte alles auf in religiösem Zank“ . Allerdings wurden keine nennenswerten Schäden in der Stadt angerichtet. Ein größeres Problem waren dagegen Raub und Wegelagerei durch Räuberbanden und herrenlose Landsknechte. Hier bot die Stadtmauer zumindest innerhalb ihres Bereiches Sicherheit für die Einwohner.
Dennoch blieb es in der Gegend um Eisenberg kriegerisch gesehen relativ ruhig. Erst in der Zeit des 30 jährigen Krieges wurde Eisenberg wie ganz Mitteldeutschland erschüttert durch Angriffe, Plünderungen, Hunger und Krankheit Die Einwohnerzahl ging weit über die Hälfte zurück und die mittelalterliche Bausubstanz wurde zum größten Teil zerstört.


2 Anlass des Baus und Funktion der Mauer für Eisenberg

Sehr wahrscheinlich 1182 beauftragte Markgraf Otto der Reiche den Bau der Stadtmauer Eisenberg. Auf der Hinweistafel am Mauerstück bei der Bibliothek wird für die Bauzeit der Zeitraum 1156-1190 angegeben.
Anlass hierfür war der "wettinische Bruderkrieg" zwischen den Söhnen Ottos, Albrecht dem Stolzen und Dietrich dem Bedrängten. Der Markgraf hatte veranlasst, dass nach seinem Tod sein Land zu gleichen Teilen unter seinen Söhnen aufgeteilt wird. Doch "Albrecht [...] suchte in den letzten Lebensmonaten Ottos an die Gesamtmasse des wettinischen Besitzes heranzukommen" . Daraufhin wurde das neu angelegte Eisenberg ummauert, um der Zerstörung durch diesen Krieg zu entgehen.
Neben der Aufgabe, der Stadt bei der Verteidigung im Kriegsfall hilfreich zu sein, sollte die Stadtmauer auch vor Feinden schützen, z.B. herrenlose Landsknechte oder Räuberbanden. Außerdem sollte sie die Alte von der Neuen Stadt abgrenzen.
Nach der Bau im 12. Jh. musste sie immer wieder ausgebessert werden, da sie durch Kriege und den Zahn der Zeit abgenutzt wurde. Auch der Dreißigjährige Krieg wird die Stadtmauer in Mitleidenschaft gezogen haben.

Ende des 18. Jahrhundert erfolgte die erste Sicherung und Restaurierung der Eisenberger Stadtmauerreste aus rein architekturgeschichtlichem Grund. Mehrere Hinweistafel mit Jahreszahlen verweisen auf diese Instandsetzung. Es war die Zeit der Weimarer Klassik, in der das Mittelalter idealisiert wurde.
3 Der Bau der Stadtmauer Eisenberg

3.1 Bau der Stadtmauer

Die Bauweise der Stadtmauer Eisenberg versuchten wir anhand der uns zugänglichen Reststücke zu ermitteln. Inwieweit diese sich noch im ursprünglichem Zustand ihrer Erbauung befinden, ist allerdings fraglich. Einstürze, Um- und Anbauten, Reparaturen und Restaurierungen in den 700 Jahren könnten die bauliche Beschaffenheit der Mauer stark verändert haben. Auch hatten wir nicht die Gelegenheit – schon aus finanziellen Gründen -, Fundamente oder alte Teile der Stadtmauer auszugraben. Am besten lässt sich die Bauausführung an drei Stellen erkennen: Die erste ist das beschädigte Mauerstück auf dem Gelände der Alten Post (s.Abb.III.3.1/1), die zweite ist die Einsturzstelle am Scheithof (s.Abb.III.3.1/2). An der dritten Stelle sind Mauerreste, die beim Abrisses der Häuser an der Wächtergasse zum Vorschein kamen (s.Abb.III.3.1/3). Alle drei Stellen weisen die gleiche Bauart auf: Bis zu 100 cm lange, 50 cm breite und 30 cm hohe behauene überwiegend gelbliche, zum Teil auch rötliche Sandsteine bilden zwei Mauerschalen. Verbundmaterial ist die stark tonhaltige Erde des Bodens. Der Raum zwischen den recht sorgfältig gemauerten Schalenwänden wurde mit kleineren Bruchsteinen, Tonerde und Bauabfällen gefüllt (s.Abb.III.3.1/1).
Der in der Mauergasse abgetragene Mauerteil wurde von Herrn Petermann dokumentiert. Die Mauer hatte hier eine Breite vom 0.95 -1,1 m und war "0,8 m in den anstehenden Boden eingetieft". In „1,40 m Höhe an der Innenseite“ wurde ein Mauervorsprung entdeckt. Dieser ist sicher der Rest des alten Wehrgangs. Einen Mauervorsprung in ähnlicher Höhe, nur in abgeschrägter Form finden wir auf der anderen Seite des ehemaligen Steintors am sanierten Mauerstück im Bereich der Bibliothek. Alle noch existieren Mauerstücke zeigen äußerlich die gleiche Art der Bauweise und des Baumaterials und haben ungefähr die gleiche Stärke. Das bestätigt, das die Mauer „in einem Stück“ erbaut wurde. Die Bauzeit lässt sich durch die Schalenbauweise nicht klären. Stärke Bruchsteinmauern werden heute noch so gebaut, Erdmörtel wurde auch noch bis ins 18 Jahrhundert benutzt. Drei Argumente sprechen jedoch dafür, dass wir es wirklich mit den Resten der Stadtbefestigung aus dem 12 Jh. zu tun haben. Erstens wurde die Mauer auch der Überlieferung nach in einem Zug gebaut. Zweitens wurde die Mauer nie durch eine Stadterweiterung nach außen verlegt und drittens wurde sie in ihrem Aufbau nicht wesentlich verändert. Deshalb ist sie im Vergleich zu anderen Stadtmauern relativ niedrig und hatte nur wenige kleine Türme.


3.3 Wall und Graben

Eisenberg liegt auf einer Hochebene und hatte dank dieser natürlichen geografischen Gegebenheit recht sicheren Schutz zu drei Seiten. Trotzdem verzichtete die Stadtbefestigung nicht auf das übliche Wall-Graben-System. Aus folgenden Überlegungen schließen wir, dass es die gesamte Stadt umschloss.
Vor der Burg sind Wall und Graben sicher nachgewiesen . Weiter vermuten wir, dass die heutige Gartenstraße ihrer Lage nach auf dem ehemaligen Stadtgraben gebaut wurde.
An der Seite des Steintores ging die Stadt in flaches Gelände über und war somit besonders leicht anzugreifen . Gerade hier wäre eine Wall-Grabenanlage strategisch besonders sinnvoll. Dazu gibt es jedoch keine Überlieferungen oder alte Abbildungen, auch die Straßennamen weisen nicht darauf hin. Allerdings nehmen wir an, dass sich auch ein Wall-Grabensystem entlang der heutigen Alten Geraer Straße über die Trompetergasse, dem Großen Brühl und die Fabrikstraße zog, da dieser Straßenzug auffallend parallel zur Stadtmauer verläuft.


3.4 Die Tore

3.4.1 Das Steintor

Das Steintor stand am Beginn des Steinwegs und wurde 1277 erstmals urkundlich erwähnt. Benannt wurde es nach dem „Steinhause“, das wie das Tor im Westen der Stadt lag. Das es das älteste und ehemals einzige Stadttor von Eisenberg war, besaß es sicher schon im 12. Jh. genau wie die Burgtore ein Torhaus. Über weitere Umbauten wissen wir nichts. Erst 500 Jahre später, im Jahr 1690, unterstütze Herzog Christian den Bau eines Turmes mit 60 Baumholzstämmen. Der Turm maß 6 m mal 13,5 m von der Stadtmauer an und trug die Inschrift:

„Mit des allgütigen und allmächtigen Gottes Segen und der Hilfe des durchlauchtigsten Christians, Herzog von Sachsen, Jülich, Cleve, Berg, Engern und Westphalen, wurde dieser Turm erbaut und ein Uhrwerk hineingesetzt im Jahre Christi 1690.“

Die erwähnte Uhr, Zeigertafeln und die Glocke des Turmes stammten aus dem Lausnitzer Kloster und wurden von diesem gestiftet. Zu dieser Zeit befanden sich im Gebäude des Steintores die Wohnung des Stadtwachmeisters, die des Nachtwächters und die Unterkunft der Stadtwache Die Wächter trugen rote oder blaue Uniform, Flinte und Säbel. Im Steintor arbeitete auch ein Torschreiber, der die ein- und auswandernden Fremden dokumentierte.
Spätestens seit der Restaurierung 1780 trug der Turm in Richtung Vorstadt das Stadtwappen mit der Inschrift „Renov. 1780 et exstruct.1690“. Im Juni 1839, also nur knapp 60 Jahre später, wurde es wegen Baufälligkeit abgerissen. Heute erinnern uns an das Steintor seine Grundrisse, die von der Stadt im Gehweg gekennzeichnet wurden (s. Abb.III.3.4.1/1) und eine kleines Informationsschild (s.Abb.III.3.4.1/2).

Über den genauen Standort des Steintores gibt es jedoch Unstimmigkeiten. Laut Herrn Petermann wurden die Grundrissmarkierung im Gehwegpflaster genau dort eingesetzt, wo man Reste des Steintors bei Straßenbauarbeiten fand. Seine Aussage konnte er uns gegenüber nicht beweisen, da er uns auch nach mehrmaligen Bitten die Dokumentation und Fotos der Ausgrabung nicht zeigte. Für die Aussage von Herrn Petermann spricht zunächst das undatierte Ölbild eines unbekannten Malers (s.Abb.III.3.4.1/3) Wir sehen hier den Steinweg von der Stadt aus, da auf der linken Seite zwischen der Einfahrt zur Wächtergasse und dem Steintor noch ein Gebäudeecke mit einer Art Treppenturm abgebildet ist. Rechts sehen wir offenbar das Gebäudes der heutigen Parfümerie Grünler, dazwischen das Steintor.

Wir vertreten jedoch die Annahme, dass das Steintor nicht an der markierten Stelle, sondern einige Meter weiter in Richtung Markt genau auf der Linie zwischen den vorhandenen Resten der Stadtmauer stand.
Gegen den im Pflaster gekennzeichneten Standort spricht, dass uns kein triftiger Grund überliefert ist, warum man das Tor an solch einer verteidigungstechnisch ungünstigen Stelle bauen sollte. Weiterhin spricht dagegen, dass die anliegenden Häuser keinen Hinweis auf einen ehemaligen Anbau geben, im Gegenteil: In diesem Bereich verläuft die Straßenflucht beiderseits exakt gerade.

Auf dem Katasterplan, der kurz nach dem Abriss des Steintores (nur vier bis elf Jahre später) entstand, ist das Steintor noch namentlich eingezeichnet. (Abb.III.3.4.1/5) Es befindet sich zwischen zwei Grundstücken. Eins ist nahezu quadratisch und liegt auf der Verlängerung des heuten Gebäudes der Parfümerie Grünler in Richtung Markt. Heute befindet sich dort der Fußweg vor dem Ladeneingang und die Grundstückseinfahrt zum Hof der Bibliothek. Das andere Grundstück finden wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dort befand sich bis vor kurzen das sogenannte Wächterhaus mit dem Namenszug „Am Steintor“ (s.Abb.III.3.4.1/4a,b). Es war der Rest des Gebäudes, das unmittelbar an das mittelalterliche Torhaus angebaut war.

Schauen wir uns noch mal das Ölgemälde (s.Abb.III.3.4.1/3)an. Es zeigt rechts also nicht die Parfümerie Grünler, sondern das Nachbargebäude, das auf dieser Seite an das Steintor angebaut war. Ob es zusammen mit dem Steintor abgerissen wurde, wissen wir nicht. Bis nachweislich 1933 hatte die Parfümerie aber zu dieser Seite keinen Eingang. Die Situation auf dem Ölbild versuchten wir im Katasterplan nachzuvollziehen. Blau ist das alte Torhaus gekennzeichnet, rot die Gebäude, die auf dem Bild gemalt wurden und grün die tatsächlich gefunden Stadtmauerreste (s.Abb.III.3.4.1/5).

Ein letztes Argument ist ein Kupferstich, der das Steintor vom Brühl aus zeigt und aus einer Zeit stammt, in dem das Steintor noch stand (s.Abb.III.3.4.1/6). Auf der rechten Seite sieht man zwei Häuser, darauf folgt das Steintor. Die Grundstücke der Häuser gibt es noch heute, sie liegen beide vor der ehemaligen Stadtmauer. Auch auf der Karte des Historischen Vereins ist das Steintor in Weiterführung des Verlaufes der Stadtmauer mit einem Kreis eingezeichnet, das Kreuz kennzeichnet die falsche Pflastermarkierung (s.Abb.III.3.4.1/7).


3.4.2 Das Leipziger Tor

Das Leipziger befindet sich im Nordwesten der Stadt am Ende der heutigen Leipziger Gasse. Obwohl sich dort sicher schon immer ein schmales Fußgängertor befand, wird es erst 1597 erstmals erwähnt. Damals trug es noch den Namen „Viehtor“, da die Tiere durch den Durchgang getrieben wurden. Weiterhin wurde es auch unter dem Namen „Königshofener Tor“ genannt. Erst ab 1749 wurde es in „Leipziger Tor“ umbenannt, da hier der Handelsweg in Richtung Leipzig begann. In dieser Zeit wurde das Tor wahrscheinlich auch ausgebessert bzw. restauriert, denn in einer Inschrift des dort angebrachten Wappens stand

„Unter der glücklichen Regierung der Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Friedrichs III Herzogs von Sachsen [ ...], des heiligen Vater des Vaterlandes, im Jahre der Erlösung der Welt 1750 ließ dieses Tor mit städtischem Gelde erbauen der Stadtrat zu Eisenberg“

Nach der Restaurierung des Tores blieb es gerade einmal 83 Jahre in dieser Form erhalten, da es bereits 1833 wieder abgerissen wurde . Deshalb ist es im Katasterplan nur als Namenszug, nicht aber als Gebäude eingezeichnet (s.Abb.III.3.4.2/1).

Über das konkrete Aussehen des Tores wissen wir wenig. Es existiert eine Postkarte des Künstler M. Fritzsche, die erst Ende des 19. Jahrhundert, wenn nicht sogar Anfang 20. Jahrhundert entstanden ist, also 60 bis 100 Jahre nach dem Abriss des Tores (s.Abb.III.3.4.2/2). Das Bild zeigt ein relativ hohes zweigeschossiges gotisches Turmhaus mit befahrbarem Tor, über dem sich das Stadtwappen befindet. Die angrenzenden Mauern sind mit Schießscharten versehen. Das Leipziger Tor ist auch auf einem alten Kupferstich von 1648 zu sehen, der die Stadt Eisenberg mit ihrer Stadtmauer von Nordosten aus (Etzdorfer Straße) abgebildet (s.Abb.III.3.4.2/4). Sieht man genau hin, erkennt man hier Fritsches Postkartenmotiv (s.Abb.III.3.4.2/3). Offensichtlich vergrößerte er dieses winzig klein abgebildete Tor, ergänzte es mit den beim Chronisten Back beschriebenen Details (Stadtwappen) und datierte die Ansicht auf das Jahr 1650. Die Frage ist nun aber, ob das Abbild des Leipziger Tores auf Kupferstich der Realität entsprach. Der Vergleich zu einer Fotografie, die vom gleichen Standort aufgenommen wurde (s.Abb.III.3.4.2/5) zeigt, das der Künstler sehr genau Proportionen und Details abbildet. Das sieht man an den Gebäuden, die heute noch stehen (Schloss (1), Rathaus (2), Stadtkirche (3), Superindententur (4)), Da Fritzsche wiederum sehr genau den Kupferstich kopiert hat, können wir annehmen, dass das Leipziger Tor in etwa wie auf der Postkarte ausgesehen hat.


3.4.3 Das Peterstor

In der Stadtrechnung wurde 1579/80 zum ersten mal ein „Neues oder Oberes Tor“ erwähnt. Es blickt nach Nordosten. Da sich das Tor an dem Treffpunkt von Schorl und Petersgasse befindet, wurde es schon ab 1749 als Peterstor bezeichnet. Offiziell hieß es aber weiterhin „Oberes Tor“ und so waren beide Bezeichnungen gebräuchlich.

Auch vom Peterstor gibt es von Fritzsche eine Postkarte, datiert auf das Jahr 1830 (s.Abb.III.3.4.3/1). Auf das gleiche Jahr datiert gibt es eine fast identische Abbildung in Farbe von einem unbekannten Künstler (s.Abb.III.3.4.3/2). Eine dritte Abbildung aus dem Jahr 1923 bezieht sich offenbar auch auf die gleiche Quelle (s.Abb.III.3.4.3/3). Hier wissen wir nicht, wer vom wem abgemalt hat. Eine Bildquelle, die gesichert aus der Zeit vor dem Abriss stammt, haben wir nicht. Alle drei Bilder zeigen ein kleineres mit einer Etage überbautes Torhaus mit mehreren Anbauten. Besonders fällt ein rechteckiger Turm auf, der wenn, dann hinter dem Tor westlich an der Petersgasse gestanden haben müsste. In der Realität war das Torhaus mit einer Etage überbaut, und auch den Turm hat es der Chronik nach gegeben. Die anderen Gebäude zuzuordnen, fällt schwer, der Holzzaun im rechten Teil der Bilder war sicher nie ein Teil der Stadtbefestigung.

Krumbholz nach diente der Raum über dem Tor zumindest zeitweise als Armenhaus. Dort hausten die Bewohner zusammen mit ihren Haus- und Nutztieren. Es war dort so eng, dass sich die Bewohner den vorhandenen Platz mit Kreidestrichen auf dem Fußboden in ihre Wohnbereiche einteilten Schon allein des unangenehmen Geruches wegen war dieses Haus bei den Eisenberger verrufen. Es ist auch überliefert, das eine steinerne Treppe mit einem hölzernen Geländer an der Mauer hinauf in den Raum führte. Diese Treppe ist zusammen mit dem Tor auf dem Katasterplan noch eingezeichnet. (s.Abb.III.3.4.3/4 - links das braune längliche Rechteck neben dem „d“ von „das obere Thor“). Die an das Tor angebauten Gebäude (heute Petersgasse Nr.1 und Nr.3) waren die städtische Fronfeste, das Gefängnis. Der Abriss der Fronfeste und des Peterstores erfolgte vermutlich um 1850. Die einzige Überlieferung diesbezüglich ist, dass der Turm 1863 als letztes abtragen wurde. Die Steine wurden nach dem Abbruch zum Bau von anderen Gebäuden verwendet.


3.4.4 Das Burgtor und das Schlosstor

Wenn man vom Burgtor und vom Schlosstor redet, ist es angebracht, vorher eine Begriffsdefinition vorzunehmen. Einerseits gab es mehr als zwei Tore, anderseits ist das Schloss Christianburg - wie der Name schon andeutet - aus den Resten der alten Burg entstanden. Wir wollen hier nicht diskutieren, ob ein Burgtor nicht doch besser Schlosstor heißen sollte, denn beide Bezeichnungen sind richtig. Vereinfachend bezeichnen wir in unserer Arbeit alle fünf Tore, die das Gebiet des heutigen Schlosses sicherten, als Burgtore. Ein sechstes Tor, das Tor in Verlängerung der Langen Gasse, fällt streng genommen nicht unter die Rubrik „Burgtor“ und wird deshalb im nächsten Kapitel gesondert betrachtet .
Bei den verbleibenden fünf Burgtoren werden wir nur kurz ihren Standort und ihre Funktion nennen und wenn möglich, auch auf ihre Bauzeit eingehen.
Da nicht alle Fragen zur Burg geklärt sind, können unsere Aussagen Anregung für weitere Untersuchungen sein. Zum leichteren Verständnis haben wir zwei Skizzen angefertigt, die beide den heutigen Schlossbereich zeigen. Auf der ersten haben wir die Zufahrt zur Burg im Mittelalter eingezeichnet (s.Abb.III.3.4.4/1), auf der anderen sieht man die Wegesituation im 16. Jahrhundert (s.Abb.III.3.4.4/2).

Beginnen wir mit der ersten Skizze (s.Abb.III.3.4.4/1) beim Torturm (rot, Nr.1). Dieser Turm stammt vermutlich noch aus dem 12. Jh. und wurde 1999 in der westlichen Ecke des sogenannten „Neuen Küchengebäudes“ bei Sanierungsarbeiten gefunden. Er stand außerhalb der Burgmauer (orange) und war der Eingang des vorgelagerten Zwingers. Ein Zwinger war üblich und hatte die Funktion, Angreifer zwischen zwei Mauern zu fangen, um sie darin von oben bekämpfen zu können . Die eine Seite des Zwingers in Eisenberg war die Burgmauer, gegenüber befand sich der Wall (violett) mit einer steil abfallenden Böschung oder Mauer.

Das zweite Tor des Zwingers war gleichzeitig das Außentor der Burg (rot, Nr.2). Es befand sich an der Ostseite der Burg und wurde auch als Torturm ausgebildet. Reste davon finden wir als rechteckige Vergrößerung des tunnelartigen Zugang zur heutigen Gruft (s.Abb.III.3.4.4/3). Hier befindet sich auch noch eine Treppe, die schon 1908 bei Ausgrabungen entdeckt wurde , sodass die Wachen schnell in die obere Etage des Turmes gelangen konnten, in der sich der Mechanismus zum Absenken eines Fallgitters oder/und einer Ziehbrücke befand.
Vom Außentor kam man durch den sogenannten Tortunnel, dem heutigen Gruftzugang ins große Torhaus (rot, Nr.3) mit dem Innentor zum Schlosshof. Dieses alte Torhaus ist die heutige Sakristei. Der Beweis dafür, dass der Teil des Schlosses noch aus dem Mittelalter stammt, ist neben den mächtigen Wände vor allem das hohe Tonnengewölbe. Wenn sich das mittelalterliches Mauerwerk auch in den oberen Etagen des Schlossen nachweisen lässt, könnte das große Torhaus auch gleichzeitig der Hauptturm gewesen sein.
Interessant ist dazu die gedachte damalige Ansicht der Burg von Südosten, also aus Richtung Kursdorf. Man sieht von unten die Befestigungsmauer, links den kleineren Torturm zum Zwinger, dann den mächtigen Hauptturm des großen Torhauses, dicht daneben das Außentor und rechts ein Wachturm, des an der Stelle des Laboratoriums stand. Das ist genau die Anordnung der Türme, wie sie auch das Eisenberger Stadtwappen abbildet, und auch dort ist der große mittlere Turm ein Torturm (s.Abb.III.1.1/1). Die Mohrensage bezieht sich auf eine Geschichte namentlich zur Zeit der Kreuzzüge, also auf das Mittelalter. Aus der gleichen Zeit stammt das Eisenberger Wappen.

Neben dem Vortor, Außentor und Innentor aus dem frühen Mittelalter entstanden bei einem umfangreichen Schlossumbau im 16 Jahrhundert zwei weitere Tore (s.Abb.III.3.4.4/2). Die alte Zufahrt durch Zwinger und Tortunnel konnten nach diesem Umbau nicht mehr genutzt werden. Die Zufahrt zur Burg (gelb) verlief nun über den Burgwall (violett), der dafür extra verbreitert werden musste. Von dort überspannte eine Zugbrücke den ehemaligen Zwinger, der ab dieser Zeit als Burggraben diente. Dies kann man auch auf einem Rekonstruktionsversuch der mittelalterlichen Burganlage durch den Geschichts- und Altertumsforschenden Verein erkennen (s.Abb.III.3.4.4/4). Über die Brücke kam man durch das neue Außentor (rot, Nr.5) westlich neben dem altem Burghauptgebäude auf das Gelände der Burg. Baurechnungen von 1543 berichten „von zweien steinernen, starken, gewölbten Torhäusern“, die „von Grund aus mit Kalk“ gemauert wurden. Demnach waren das eben besprochene „Tor mit der Zugbrücken“ und „das Tor nach der Stadt“, wie die Tore in einer Rechnung von 1589 bezeichnet wurden, Neubauten . Wir haben das Torhaus „nach der Stadt“ (rot, Nr. 4) dort eingezeichnet, wo es sich nach den Recherchen des Geschichts- und Altertumsforschenden Vereins befunden haben soll, integriert in das jetzigen Seitengebäude des Schlosses.

In der Regierungszeit von Herzog Christian wurde die Burg von 1677 bis 1707 fast komplett in ein Barockschloss umgebaut und erweitert. Alle Torhäuser wurden dabei als Teile in die neuen Gebäuden integriert oder abgerissen.


3.4.5 Das Tor der Langen Gasse

Auf dem ältesten Stadtplan von Eisenberg ist im Süden in Verlängerung der langen Gasse ein kleines Stadttor eingezeichnet (s.Abb.III.3.4.5/1). Schwierig bei unseren Erkundungen war, dass über dieses Tor wenig bekannt ist. Es findet sich keine urkundliche Erwähnung, in Backs Chronik wird nichts berichtet und es gibt kein verlässliche Abbildung. Der kolorierte Kupferstich (s.Abb.III.3.4.5/2 – zu sehen ist ein Ausschnitt) zeigt an dieser Stelle schon den Eingang zur heutigen Treppe. Auch der Katasterplan (s.Abb.III.3.4.5/3) zeigt diese Treppe und die neuere Stützmauer. Am Schnittpunkt Stadtmauerverlauf – Lange Gasse, wo das Tor hätte stehen müssen (roter Punkt), finden wir keine Hinweise auf ein ehemaliges Tor. Es ist auch kein Name eingetragen, wie es bei den anderen abgerissenen Stadttoren der Fall ist. Sicherlich gab es nie einen befahrbaren Weg direkt hinunter zur Geraer Straße. Er hätte auf kurzer Strecke den Höhenunterschied von weit über 10 Metern zu überwinden. Wenn es diese steile Straße gegeben hat, würde sie auch heute noch existieren, genauso wie alle anderen Straßen im Eisenberger Innenstadtbereich auch.

Über das „Tor der langen Gasse“ können wir also nur Vermutungen anstellen. Es könnte hier eine Tür zum Burggraben gegeben haben, vorstellbar im Fuße eines Wachturms, in dem die Treppe hinunter führte. Dass das Tor der langen Gasse wahrscheinlich nur ein Fußgängerdurchlass war, zeigt auch der älteste Eisenberger Stadtplan (s.Abb.III.1.2/1). Das größte Tor ist das Schlosstor, dann kommen Steintor und Peterstor. Als kleinste Tore sind das Tor der Langen Gasse und das Leipziger Tor eingezeichnet. Dieses war ursprünglich auch nur für Fußgänger passierbar . Grabungen, vielleicht in Verbindung mit dem Straßenbauprojekt „Neues Burgtor“ könnten über diese Toranlage mehr Erkenntnisse bringen.





4 Verlauf der Stadtbefestigung

4.1 Allgemeines zum Verlauf

Obwohl die Stadtmauer Eisenberg nur noch in wenigen Resten vorhanden ist, ist ihr genauer Verlauf in langen Abschnitten gut zu rekonstruieren.
Schwieriger ist es zu bestimmen, ob Mauern, die auf dem Stadtmauerverlauf stehen, Originalstücke aus dem 12. Jh. sind. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Fundamente, Keller und Gartenmauern aus behauenen Bruchsteinen gebaut. Wichtiger Anhaltspunkte zur Bestimmung sind Mauerstärke, Mauergefüge und Verbundmaterial (Mörtel). Das war bei der Eisenberger Stadtmauer überwiegend nur die sehr tonhaltige Erde . Da diese Erde leicht verwittert und an den Außenseiten ausbröselt, wurden im Laufe der Jahrhunderte auch die Originalmauerstücke mit Kalk- und später zementhaltigen Mörtel ausgefugt oder im Innenbereich verputzt. Ohne eine bauphysikalische Bestimmung der vorhandenen Mauern kann also keine definitive Aussage darüber getroffen werden, ob die auf dem Verlauf der Stadtmauer gefundenen Bruchsteinmauern tatsächlich Originalstücke sind. Wir können darüber nicht immer gesicherte Aussagen treffen. Auch die Dokumentation zur Stadtmauer des Historischen Vereins ist aus dieser Sicht kritisch zu betrachten. Da sie der Ausgangspunkt unserer Bestandsaufnahme ist, werden wir sie im Folgendem vorstellen.


4.2 Die Dokumentation des Historischen Vereins

4.2.1 Der Historische Verein

Ein Geschichts- und Altertumsforschender Verein zu Eisenberg existierte seit Mitte des 19. Jahrhunderts und verfasste bis zu seiner Auflösung 1939 viele Abhandlungen über die Eisenberger Geschichte. Nach den 2. Weltkrieg führte die Eisenberger Gruppe „Heimatgeschichte“ des DDR-Kulturbundes die Arbeit zur Geschichtsforschung weiter. Aus dieser Gruppe entstand nach der Wende 1991 der heutige Historische Verein Eisenberg. Die ca. 20 Mitglieder und heimatgeschichtlich interessierte Besucher treffen sich jeden ersten Mittwoch im Monat in der Gastsstätte „Zum Mohren“ am Rossplatz.

Im Juni 2006 stellten wir dort unser Projekt dem Verein kurz vor und baten um Mithilfe bei unserer Seminarfacharbeit. Bald entwickelten sich interessante Gespräche, und wir vereinbarten neben dem Treffen mit Frau Rodenberg, der Vereinsleiterin, auch ein Termin mit dem Archivar des Historischen Vereins, Herrn Schäler. Diesen besuchten wir im Archiv des Vereins in der Schlossgasse. Die dort hinterlegten Referate von Mitgliederversammlungen und sonstige historische Unterlagen konnten uns zwar nicht weiterhelfen, der Verweis an Herrn Much hingegen sehr. Er gehörte zu den Jüngsten des Vereins und war selbst acht Jahre Vorstand, ist aber aus persönlichen Gründen heute kein Mitglied mehr. Im Interview mit ihm erfuhren wir viel Wissenswertes, das uns bei der Suche nach der Stadtmauer sehr weiterhelfen konnte.


4.2.2 Verlauf und Ergebnisse der Untersuchung

Anfang des Jahres 1992 wurde der Historische Verein vom Architektenbüro Raders&Krügers gebeten, den Verlauf der Stadtmauer ausfindig zu machen, damit die Stadt die Grenzen für das Sanierungsgebiet der Innenstadt festlegen kann.

An drei Wochenenden im Zeitraum vom 2. – 22. Juni 1992 erstellte der Historische Verein diese Dokumentation unentgeltlich. Eine kleine Gruppe von Vereinsmitgliedern von "im Durchschnitt sechs Mann" (Herr Much) lief dort entlang, wo sie den Stadtmauerverlauf vermuteten. Die Vorstellungen, wo die Stadtmauer ungefähr entlang führte, "hatten wir ja aufgrund der älteren Leute" (Herr Much). Die einzelnen Mauerreste wurden während der Wanderung sofort auf einer Karte verzeichnet (s.Abb.III.4.4.2/1, Legende s.Abb.III.4.4.2/2) und fotografiert. Karte und Fotos wurden in drei Mappen zusammengestellt. Eine bekam der Stadt, die zweite ging ins Archiv des Historischen Verein und die dritte behielt Herr Much. Diese Mappe konnten wir für unsere Arbeit verwenden.

4.3 Vom Steintor zum Leipziger Tor

Die erste Etappe unserer Dokumentation beginnt wie die des Historischen Vereins auf dem Hof der Bibliothek. Dort steht ein renovierter Mauerabschnitt (s.Abb.4.3/1a) mit dem Hinweisschild „Historische Stadtmauer: Saniert 1998 mit Städtebau – Fördermittel“. Die eingemeißelten Zahlen „1777“ verweisen vermutlich auf das Jahr der ersten Restaurierung hin (s.Abb.III.4.3/1b). Die Mauer ist im Katasterplan (s.Abb.III.4.3/2) ebenso wie in der Karte des Historische Vereins verzeichnet, der diesen Abschnitt grün, also als „bewiesen“ gekennzeichnet hat (s.Abb.III.4.3/3). Der jetzt abgeschrägte Mauervorsprung im oberen Drittel der Mauer war sicher ursprünglich waagerecht und ein Teil des Wehrgangs. Damit steht die Mauer hier in Originalgröße.

Von hier ging die Stadtmauer gerade weiter nach Norden. Auf dem Katasterplan können wir ihren Verlauf bis zur Kreuzung Kornmannstraße – Fabrikstraße – Leipziger Tor verfolgen (s.Abb.III.4.3/2). Alte Mauerreste, die man z.B. von der Fabrikstraße aus sehen kann, bestätigen diese Eintragung (s.Abb.III.4.3/4). Alle Grundstücke in diesem Bereich haben den Verlauf der ehemaligen Stadtmauer als Grundstücksgrenze. Darauf gebaute Gebäude können so auch als Fundamente originale Mauerreste haben. Wir versuchten in verschiedenen Kellern, dies zu beweisen, konnten aber aufgrund von bereits genannten Gründen keine gesicherten Aussagen machen.

Auf dem Katasterplan besonders interessant ist die Biegung der Stadtmauer im Bereich der Kornmannstraße. An dieser Biegung sind nach außen Mauerstücke zu sehen (s.Abb.III.4.3/5). Wenn es Stützmauern waren, würde das bedeuten, dass die Stadtmauer hier besonders hoch war. Es können aber auch die Reste eines Wachturmes sein, denn ein Turm an dieser Stelle wäre sehr nützlich gewesen.

Zwischen Kornmann- Str. und Leipziger Gasse ist sich der Historische Verein auf einer Breite von fünf Häusern über den Verlauf der Mauer „unsicher“, bevor sie als „gesichert“ am Leipziger Tor anschließt. Der Katasterkarte (s.Abb.III.4.3/2) gibt jedoch Sicherheit und die Bebauung folgt diesem Verlauf.

4.4 Vom Leipziger Tor zum Peterstor

Vom Leipziger Tor aus führt die Stadtmauer Richtung Osten zum Peterstor. Auf dem Katasterplan verläuft sie noch ganzes Stück parallel der heutigen Gartenstraße, dann ist sie nicht mehr eingezeichnet (s.Abb.III.4.4/1). Das bedeutet, dass die Mauer schon vor der Anfertigung der Karte an dieser Stelle nicht mehr existierte. Das nächste eingezeichnete Stück Stadtmauer ist ein Stück auf dem alten Brauereigelände. (s.Abb.III.4.4/3). Den dazwischen liegenden Bereich mussten wir anhand anderer Indizien rekonstruieren. Es fällt sofort auf, dass die beiden eben genannten eingezeichneten Stücke auf einer gedachten Linie liegen, auf dieser wir die Stadtmauer vermuten.

Das entspricht nicht den Vermutungen des Historischen Vereins. In dessen Plan macht die Mauer nach dem Leipziger Tor eine markante Biegung nach innen und weicht schon hier weit vom den Einzeichnungen des Katasterplans ab (s.Abb.III.4.4/2). Deswegen wollen wir ihn in diesem Bereich nicht weiter beachten.

Sehen wir uns die gedachten Verbindungslinie au. (s.Abb.III.4.4/4). Auf dieser lassen sich heute noch Grundstücksgrenzen und Gebäudewände nachweisen. Nach einem großen Stück Grünland ist das erste, was wieder auf den Verlauf der Stadtmauer schließen lässt, die Außenseite des heutigen Kindergartens in der Wurzelgasse. Dann folgt das Gelände der ehemaligen Brauerei. Die Längsseite des ehemaligen Brauereigebäudes steht auch genau auf dieser Linie. Es ist überliefet, dass es vor die Stadtmauer gebaut wurde. Im Anschluss und direkt vor dem ehemaligem Sudhaus finden wir das oben erwähnte Stadtmauerstück wieder. Das Foto (Abb.III.4.4/5) zeigt die Sicht entlang der Außenmauer des Kindergarten über das Abrissgelände der alten Brauerei auf den Gebäudevorsprung an der Mittelgasse, wo der Verlauf die Stadtmauer weitergeht. Obwohl heute auf dem Brauereigrundstück nichts mehr an die Stadtmauer erinnert, sehen wir den eben beschriebenen Verlauf als gesichert an. Das bedeutet, das Keller- und Gebäudeteile der 2006 abgerissenen Brauerei Originalstücke der Stadtmauer gewesen sein könnten.

Ab der Mittelgasse verläuft die Maurer durch die Grundstücke zwischen Gartenstraße und Schorl. Der Katasterplan zeigt kleine Mauerabschnitte, die auch der Historische Verein in seinem Plan (s.Abb.III.4.4/6) vermerkt hat. Er fotografierte auch mögliche Originalstücke (s.Abb.III.4.4/7,8). Den letzten Teil bis zum Peterstor fand man bei Straßenarbeiten Schorl – Ecke Petersgasse. Der Verlauf der Stadtmauer und der Standort des Peterstores wurde im Straßenpflaster kenntlich gemacht (s.Abb.III.4.4/9).


4.5 Vom Peterstor zum Tor der Langen Gasse

Den Verlauf der Stadtmauer vom Peterstor zum Tor der Langen Gasse zu rekonstruieren ist zunächst noch relativ einfach. Die Mauer verläuft vom Peterstor südöstlich, parallel zur Gartenstraße weiter. Der Historische Verein hat diesen Verlauf dokumentiert (s.Abb.III.4.5/1). Im dem Katasterplan (s.Abb.III.4.5/2) ist die Mauer fast komplett bis zum Haus der Familie von Thaler (Gartenstraße 1) eingezeichnet. In diesem Haus durften wir uns die Außenwand eines Raumes ansehen, die ein Stück der alten Stadtmauer ist (s.Abb.III.4.5/3).

Dem Katasterplan können wir weiterhin entnehmen, dass die alte Schule (s.Abb.III.4.5/4, rote Einfärbung) auf oder anstelle der Stadtmauer gebaut wurde. Die jetzige Rosa-Luxemburg-Straße verlief nicht zur Stadt hinaus, deshalb war an dieser Stelle kein Stadttor, vielleicht jedoch ein Wachturm. Die Mauer verlief südlich weiter. Überquert man die Rosa-Luxemburg-Straße, gelangt man zum Alten Amtshaus, einem ehemaligen Freihof. Die Außenwand wird durch die Stadtmauer begrenzt, der an dieser Seite gekrümmte Hausgrundriss lässt diesen Schluss zu. In Verlängerung ist im Katasterplan wieder ein Mauerstück dokumentiert, das heute noch am Krausplatz zu sehen ist (s.Abb.III.4.5/5). An der Stelle ist die Mauer so hoch wie sonst nicht mehr in Eisenberg. Gut zu erkennen sind die Schießscharten. Dieser Teil ist von der Stadt im Zuge des „Historischen Stadtrundganges“ mit einer Tafel der wichtigsten Daten gekennzeichnet (s.Abb.III.4.5/6). Die Mauer verläuft weiter Richtung Laboratorium. In diesem Abschnitt befindet sie sich in ganz unterschiedlichen Zuständen. Wie weit überhaupt noch originale Mauerteile vorhanden sind, müsste auch hier eine bauphysikalische Untersuchung klären. An einem Mauerdurchbruch (s.Abb.III.4.5/7) sehen wir, wie durch das Einsetzen von roten Backsteinen Änderungen vorgenommen wurden. Das Fundament der Turnhalle Ostschule (s.Abb.III.4.5/8) befindet sich genau neben dem ehemaligen Stadtmauerverlaufs. Dei Flurstücksgrenze verläuft in Mauerbreite parallel zur Turnhalle und geht in gerader Linie weiter bis zum ehemaligen Laboratorium des Herzog Christians an der Ecke zur Wassergasse (s.Abb.III.4.5/9). Den runden Verlauf vom Leipziger Tor bis zu dieser Stelle kann man auch sehr gut auf dem Luftbild von 1921 (s.Abb.III.4.5/10) nachvollziehen.

Ab dem Laboratorium beginnt der Bereich des Eisenberge Schlosses. Hier müssen wir zunächst wieder die Begriffe klären: In allen vorherigen Veröffentlichungen werden für die Befestigungsmauern im Schlossbereich verschiedene Bezeichnungen benutzt. Wir sind uns mit dem historischem Verein und dem Geschichts- und Altertumsforschenden Verein zu Eisenberg einig, dass der Schlossbezirk von der Stadt durch eine separate Mauer abgegrenzt war. Diese Mauer werden wir ab nun als die „innere Mauer“ bezeichnen. Die Mauer, die den Schlossbezirk nach außen abgrenzt, bezeichnen wir als die „äußere Mauer“. Damit wollen wir den Streit um den Namen Stadtmauer oder Burgmauer oder Schlossmauer vermeiden.

Unsere Hypothese ist, das ausschließlich die äußere Mauer zur Stadtbefestigung gebaut wurde. Die innere Mauer trennte Burg und Stadt voneinander. Äußere und innere Mauer trennten sich am Laboratorium. Die freigelegten Maueren des Gebäudes könnten die Reste eines Wachturmes sein (s.Abb.III.4.5/11).

Werfen wir zunächst einen Blick auf Luftaufnahmen neueren Datums und zeichnen dort die untersuchten Möglichkeiten ein (s.Abb.III.4.5/12). Wir wählten dabei einen großen Ausschnitt, um die Schlossanlage im Kontext des nahezu gesamten Verlaufs sehen zu können. Die rote Linie stellt rechts den bereits erörterten Bereich bis zum Laboratorium dar, links kennzeichnet sie ein Stück, das wir im nachfolgendem Kapitel als sicheren Verlauf belegten. Der bereits als sicher betrachtete Verlauf der äußeren Mauer im Burgbereich ist ebenfalls rot eingezeichnet. In das Luftbild haben wir auch die Ergebnisse das Historischen Vereins mit einer grünen Linie eingetragen. Der breite grünen Balken verdeutlicht den „bewiesenen“ Bereich, der gelbe Punkt den vermuteten Standort des Tores der Langen Gasse .

Der Historische Verein ist der Meinung, dass sich die Burg außerhalb des Stadtmauerrings befand. Der Verein versucht nun, diese Mauer anhand von Grundstücksgrenzen und sichtbaren Bruchsteinmauern nachzuweisen. Betrachten wir zuerst den Bereich, der auf der Karte des Historischen Vereins (s.Abb.III.4.5/13) mit grün, also als bewiesen eingetragen ist. Auf einem Foto des Historischen Vereins zur Dokumentation dieser Stelle (s.Abb.III.4.5/14) fällt auf, dass die fotografierte Mauer vollständig aus rötlichem Sandstein besteht. Es ist dasselbe Material, das ab 1677 beim Umbau des Schlosses verwendet wurde (Schlossfassade). Wie wir im Laufe unserer Arbeit an Original-Mauerstücken feststellen konnten, wurde die Stadtmauer jedoch aus dem gelblichen Sandstein der Umgebung gebaut. Deshalb nehmen wir an, dass das zum Scheithof abschüssige Gelände um 1700 mit dieser Mauer ausgeglichen wurde, um den Schlossgarten eben anzulegen. Es ist jedoch kein Stück der Stadtmauer.

Wenden wir uns wieder der äußeren Mauer zu. Zwischen Laboratorium und dem ehemaligem äußerem Torturm unter der Schlosskirche ist die Rekonstruktion simpel. Ein Lineal reichte um das Ergebnis zu bekommen (s.Abb.III.4.5/12.). Die Begrenzung des Bogengartens liegt genau auf dieser Linie (orange). Die„äußere Mauer“ verhinderte das exakt rechteckige Anlegen des barocken Gartens, wie es damals üblich war. Da das heutige Gelände außerhalb der Maurer erst im 19. Jahrhundert aufgeschüttet wurde, wird man bei Grabungen diesen Mauerabschnitt ungefähr 2,5 Meter tief bis auf das Niveau der heutigen Gruft freilegen können.

Nun betrachten wir den Mauerabschnitt von der westlichen Ecke des Schlossgebäudes der „Neuen Küche“ (Vortor oder Zwingertor ) weiter in Richtung Westen bis zum Tor der langen Gasse (schwarzer Punkt). Wir sind uns sicher, dass der Scheithof hier auf die äußere Mauer gebaut wurde. Der gebogene Grundriss des Gebäudes weist darauf hin. Die Einsturzstelle (s.Abb.III.3.1/2) zeigt, dass es sich mit größter Sicherheit um ein originales Stück der Stadtmauer handelt, da wir hier die gleiche Bauart wie an anderen bewiesenen Stellen sehen. Die Verlängerung des am westlichen Ende stärker gekrümmten Scheithofgebäudes trifft, die Lange Gasse kreuzend, auf ein Mauerstück, das im Katasterplan wieder eingezeichnet ist. Der Verlauf der äußeren Mauer ist damit klar.

Wenden wir uns noch der schwierigeren Rekonstruktion des Verlaufs der Abschnitt der inneren Mauer zu. Beginnen wir wieder beim Bogengarten. Wie wir oben feststellt haben, bemühte sich der Garenarchitekt, dem Bogengartens eine völlige Symmetrie zu geben. Diese Grenzen des Dreieckigen Gartens waren vom Laboratorium kommend die äußere und innere Mauer. Betrachten wir den Mittelweg als Winkelhalbierende, dann ist die jetzige Mauer zur Burggasse nicht die ursprüngliche Begrenzung. Die innere Mauer vom Laboratorium kommend verlief weiter innen (s.Abb.III.4.5/15, blaue Linie). Sehr hypothetisch lassen wir sie nun weiter in parallel der Burgstraße an zwei Gebäudenkanten verlaufen. Durch diesen Verlauf wird auch der hintere Schlossgarten wieder symmetrisch, und die zwei Gartenmauern zum Scheithof verliefen fast parallel.

Um den Verlauf der inneren Mauer genauer zu rekonstruieren, baten wir Herrn Petermann um Hilfe. Dieser führte uns an der Einfahrt zum Schlosshof zu einer Stelle (s.Abb.III.4.5/16), und erklärte, dass man hier bei Ausgrabungen Reste einer alten Mauer, vermutlich der Stadtmauer fand. Angaben zum Verlauf dieser Mauer konnte uns Herr Petermann nicht geben. Auf der Abbildung III.4.5/15 sieht man, dass dieser Fundort genau auf unserer gedachten Parallelen liegt (blauer Punkt).

Wir sind uns sicher, dass die innere Mauer keine strategische Bedeutung für die Stadtverteidigung hatte. Als Abgrenzung des Schlossgeländes zur Stadt hat sich ihr Verlauf durch die baulichen Erweiterungen auf dem Schlossgelände vermutlich mehrfach geändert.


4.6 Vom Tor der Langen Gasse zum Steintor

Die Mauer führt nun vom Tor an der Langen Gasse weiter in südliche Richtung. Dieser letzte Abschnitt lässt sich in seinem Verlauf wieder relativ einfach rekonstruieren - Im Katasterplan ist die Stadtmauer durchgängig eingezeichnet und es lassen sich heute noch lange Mauerreste finden. Wir haben diese fotografiert und auf dem Katasterplan gekennzeichnet und nummeriert (s.Abb.III.4.6/1). Bei den Teilstücken Nr.1-3 finden wir Stadtmauerreste von Gebäuden überbaut, die auf Grundstücken der Alten Geraer Straße stehen (s.Abb.III.4.6/2). Im Abschnitt Nr.4 sieht man in einer Garage die neu verfugte Stadtmauer in einer Höhe von ca. drei Metern (s.Abb.III.4.6/3).
Im weiteren Verlauf stehen Teile der Stadtmauer auf dem Abrissgelände der Alten Post. Im Abschnitt Nr.5 wird die Stadtmauer wieder als Grundmauer eines Fachwerkgebäudes genutzt (s.Abb.III.4.6/4). Noch etwa drei Meter hoch ist die Mauer im Abschnitt 6 vorhanden (s.Abb.III.4.6/5), dort ist die Mauerkrone teilweise mit Sandsteinplatten abgedeckt. Diese Abdeckung finden wir auch bei Mauerstücken, die nachweislich um 1777 saniert wurden. Spätestens bei dieser Sanierung wurden der nicht mehr benötigte Wehrgang und die Schießscharten abgerissen. Außerhalb der Stadtmauer liegen die Grundstücke der Alten Geraer Straße ca. ein bis zwei Meter tiefer. Das bedeutet eine äußere Mauerhöhe von vier bis fünf Meter.

Der Ausschnitt des Katasterplans in Abbildung III.4.6/6 lässt den weiteren Verlauf bis zum Steintor erkennen. Die Mauer verläuft weiter als Rückseite von Grundstücken an der Langen Gasse bis zur Mauergasse - Ecke Wächtergasse, wo sie wieder sichtbar wird (s.Abb.III.4.6/7). Von da verläuft sie als Häuserfront der Gebäude in der Wächtergasse Richtung Steintor. „Wächtergasse“ und „Mauergasse“ sind zwei Straßennamen, die sich sehr auffallend auf die Stadtmauer beziehen.
Am Ende der Wächtergasse - Ecke Steinweg stand auch das Wächterhaus, auf dass wir bereits während der Abhandlung des Steintores eingegangen sind . Am 12. und 13. Juli diesen Jahres wurde dort ein Häuserviertel abgerissen (s.Abb.III.4.6/8), die dabei entdeckten Mauerreste konnten eindeutig als Stadtmauerteile identifiziert werden. Sie wurden zwischen Steinweg 33 und Wächtergasse 2 gefunden. Aus den Grabungs-befunden geht weiter hervor, dass die Häuser „an die Stadtmauer gebaut wurden. Die Stadtmauer selbst nutzte man nicht als Hauswand“ .Wächterhaus und Mauerrest bildeten zusammen den Übergang zum Steintor, wie wir in Kapitel III.3.4.1 erörterten. Damit schließt sich der Kreis des Verlaufes der Stadtmauer Eisenberg.

4.7 Vergleich der beiden Dokumentation

In großen Teilen haben wir den Verlauf der Stadtmauer, so wie ihn der Historischen Verein dokumentierte, nachvollziehen können und fanden auch zusätzliche Beweise. Wie wir auf der gesamten Karte sehen (s.Abb.III.4.7/1), haben wir dennoch einige neue Erkenntnisse gewinnen können. So in den Bereichen Leipziger Tor bis zur Mittelgasse, im Bereich Wächtergasse und vor allem auf dem Schlossgelände. Obwohl wir dort den Verlauf mit ziemlicher Sicherheit bestimmen konnten, würden Grabungen nach alten Mauerresten erst stichhaltige Beweise bringen.
Beim Tor der Langen Gasse sind Fragen offen. Der Standpunkt des Tores in diesem Bereich, den der Historische Verein angab, wurde allerdings widerlegt.




















IV Schlussfolgerung

Eisenberg besitzt Reste einer Stadtbefestigung aus dem 12. Jh.. Die ca. ein Meter dicke und drei bis sechs Meter hohe Sandsteinmauer umschloss die Stadt in Form eines abgerundeten Dreiecks. Sie hatte ursprünglich ein Haupttor, ein Nebentor, mindestens zwei Fußgängerdurchlässe und nur wenige Wachtürme. Im Norden war in diesem Befestigungsring eine Burganlage integriert, die sich von der Stadt abgrenzte und einen eigene befestigte Toranlage mit Torhaus, Tortunnel und Zwinger hatte. Es ergeben sich neue Erkenntnisse über die Burg im Kontext der Stadtbefestigung und Denkansätze zum Eisenberger Stadtwappen, denn es könnte die alte Eisenberger Burg darstellen.
Die Eisenberger Stadtmauer ist größtenteils abgetragen, überbaut oder verschüttet worden, nur kurze Stücke wurden bisher vor dem Verfall gesichert.

Abschließend können wir sagen, dass wir durch die Verbindung von vielen verschiedenen Fakten mit bekannten sicheren und auch unsicheren Quellen unser Ziel erreicht haben. Der Verlauf der Eisenberger Stadtmauer wurde in unserer Arbeit lückenlos und genau bestimmt.

Ein Teil unserer Darstellung zum Verlauf der Mauer können wir nicht beweisen. Vermessungen, Grabungen und Bauwerksanalysen kosten Geld, Zeit und müssen genehmigt werden. Darüber hinaus fehlen Untersuchungen, wie weit Teilstücke der Stadtmauer noch dem Original des 12.Jh. nahe kommen, wo genau Reste in Kellern oder Häuserwänden verbaut sind oder wie Mauerabschnitte, die gerade zerfallen, noch gerettet werden können.

Wir sehen unsere Arbeit als Grundlage für weitere Nachforschungen interessierter Bürger und Stadtmauerbesitzer sowie als brauchbare Information für Institutionen wie Stadtinformation, Museum, Denkmalschutz und Bauamt.





V Summary


After we got the task to write a seminar paper we choose to work on a regional theme and if possible we wanted to write something about Eisenberg. After making some inquiries about Eisenberg and interesting themes referring to that town, we found out that there were only a few information about the wall of Eisenberg. So we decided to take this topic for our work. We wanted to find out more about it´s history, progress and it´s run. Moreover we also did some research about the history of Eisenberg. While researching we recognized that there were not many documents to work with.

We decided that it would be better to call Mr. Petermann, the local archeologist and director of the museum of local history, to help us finding information about our theme. Furthermore we made excursions to get to know which parts of the wall are still there. Also we made some interviews with members of the historical association of Eisenberg and seek cards, pictures, chronicles and graphics which tell about the wall and history of our district town. Despite all the information which were not verified, we got enough material to describe the run of the wall in a very detailed way.

We found out, that the wall was built under the margrave Otto the rich around 1182. The material for it´s construction was sandstone from the surrounding area. The cause of building is not completely clarified because of unreliable sources so that we only can give an account of the building structure and explain some own theories.The wall had at leasf five gates to every direction to protect Eisenberg better, which were damaged in the first half of the 19th century like the rest of this wall.Also we can not describe the precise run of the wall, because of the doubtful sources.The content of our essay is based completely upon the unreliable sources and own thoughts that we developed during our work.But alltogether we think we have given given an appropriate summary of the whole material we have found and our own ideas.The research paper we will published in the “ Rückblicke” booklets so that the people can get to know more about this extraordinary building.



VI Quellenverzeichnis


Bücher

Anno 6, Westermann, Braunschweig 1999

Back, August Leberecht: Chronik der Stadt und des Amtes Eisenberg. von frühesten Zeiten an bis zum Jahre 1843, 1. Band, Eisenberg 1843

Brice, Martin: Burgen und Wehranlagen. Von der Antike bis Ende des 20. Jh., Weltbildverlag, Augsburg 1991

Dirlmeier: Kleine deutsche Geschichte. Reclam, Stuttgart 1995

Geschichte Plus: Ausgabe Thüringen, Volk& Wissen, Berlin 1998

Koch, Wilfried Baustilkunde: Mosaik Verlag GmbH, München 1991

Krahe, Friedrich-Wilhelm: Burgen des deutschen Mittelalters. Grundriss-Lexikon, Flechsig, Würzburg 2000

Krumbholz, Erich: Die Alten Tore der Stadtmauer Eisenberg Jahrgang 1, August 1956

Líbal, Dobroslav: Burgen und Festungen in Europa, Verlag Dausien, Prag 1993

Lehfeldt, Prof. Dr.: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Verlag von Gustav Fischer, Jena 1888

Lemm, Erhard: Eisenberg. Portrait einer Kreisstadt in Thüringen, Verlag Erhard Lemm, Gera April 2000

Mitteilungen des Geschichts- und Altertumsforschenden Vereines zu Eisenberg im Herzogtum Sachsen-Altenburg. Eisenberg.: 26. Heft und 27. Heft (Band V, Heft 1 und 2) 1910
13. Heft. 1898
16. Heft (Band III, Heft 1) 1901
24. Heft und 25. Heft (Band IV, Heft 4 und 5) 1909
26. Heft und 27. Heft (Band V, Heft 1 und 2) 1910
36. Heft,(Band VII, Heft 1) 1924

Müller, Hans: Die Stadt. Gestern und heute, Kinderbuchverlag, Leipzig 1979

Schultes, Ludwig August: Diplomatische und Statistische Nachrichten von der Kreisstadt Eisenberg im Osterland, Eisenberg 1799

Stubenvoll, Willi: Schloss Christiansburg in Eisenberg. Protokoll einer Metamorphose. Eisenberg, 1999

Unser kleines Wanderheft: Eisenberg und das Mühltal. Eisenberg- Bad Klosterlausnitz- Stadtroda, Heft 89, Brockhaus Verlag, Leipzig 1964

Zöllner, Walter: Reise in die Gotik, Prisma Verlag, Leipzig 1966


Internet

http://www.blinkbits.com/de_wikifeeds/Stadtmorphologie, 14.01.2007
http://www.eisenberg.de,
http://www.freenet-homepage.de/g.leu/otto.htm
http://www.hansischergeschichtsverein.de,
http://www.lehnswesen.de/page/html_stadt.html, 17.12.2006
http://www.lexikon.meyers.de/meyers/Stadt, 14.01.2007
http://www.stadt-eisenberg.de/archiv/archivhome.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Befestigungsanlage, 23.04.2007
http://de.wikipedia.org/wiki/Burggraben,
http://de.wikipedia.org/wiki/Wehrgang
http://de.wikipedia, Bastion, 16.10. 18:23
http://de.wikipedia.org/wiki/Stadt, 14.01.2007
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Stadtmauer_Rothenburg.jpg
http://www.zum.de/psm/ma/otte12.php, 14.01.2007


Zeitungsartikel

OTZ: Die ,,alte Eisenberger Burg". Ein bisher nur teilweise geklärter Punkt in der Stadtgeschichte

Volkswacht: Die alte Eisenberger Stadtmauer und ihre Tore, Paul Heinecke, Juni 1977

OTZ: Reste der Stadtmauer dokumentiert, Angelika Kemter, Juni 2007



Interviews und Dokumentationen

Herr Petermann: Dokumentation zum Befund der Stadtmauer in Eisenberg, Interview

Bauplan Haus Grünler vom 26.06.1933

Herr Much: Interview

Frau Rodenberg: Interview


VII Eidesstattliche Erklärung

Hiermit versichern wir, Sarah Weigelt, Lisa Rost, Marie Prokop und Josephine Herbst, dass wir die vorgelegte Facharbeit ohne fremde Hilfe verfasst haben und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt haben. Wir bestätigen ausdrücklich, Zitate und Quellenangaben mit größter Sorgfalt und Redlichkeit in der vorgeschriebenen Art und Weise kenntlich gemacht zu haben.


Crossen, den 20.10.2007






Sarah Weigelt






Lisa Rost






Marie Prokop






Josephine Herbst

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