06.09.2007

dokumentation stadtmauer

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Dokumentation zum Befund Stadtmauer in Eisenberg (Kleiner Brühl- Steinweg- Wächtergasse)



Bei Abrissarbeiten des Häuserviertels Großer Brühl, Steinweg und Wächtergasse wurden Reste der historischen Stadtmauer entdeckt. Die erste Erwähnung einer festen Ummauerung stammt aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und fällt in die Regierungszeit Otto des Reichen.

Da die Mauerreste im engen Zusammenhang mit dem nicht mehr vorhandenen Steintor standen, wurde hier eine tiefgründige Untersuchung durchgeführt.

Die noch aufrecht stehenden Teile der Mauer waren zwischen den Häusern Steinweg 33 und Wächtergasse 2 erhalten.

Beim Abriss der Häuser zeigte sich, dass beide an die Stadtmauer gebaut wurden. Die Stadtmauer selbst nutzte man dabei nicht als Hauswand.

Bei der Untersuchung der Bausubstanz der Häuser konnte festgestellt werden, das diese aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammten. Selbst die noch vorhandenen Keller wiesen nur Gewölbedecken aus Ziegeln dieser Zeit auf.

Es kann somit festgestellt werden, dass die Häuser erst nach dem Abriß des Steintores 1839 ihr heutiges Aussehen erhielten.

Das Haus Großer Brühl 3 war nicht unterkellert und wird aufgrund seiner Bausubstanz eben-falls in diese Zeit gehören.

Das hier keine Unterkellerung vorhanden war, bestätigt die Aussage des Chronisten A.L. Back in seiner Eisenberger Chronik von 1843, dass sich vor dem Steintor ein sumpfiger Platz befand, der Brühl.


Aufbau der Mauer



Die Mächtigkeit der Mauer betrug im Mauerfuß zwischen 0.95 m- 1,10 m.

Sie war 0,80 m in den anstehenden Boden eingetieft. Reste einer Baugrube konnten unter der Mauer im Profil ausgemacht werden und betrugen maximal 1 cm. Aufgrund des festen Lehmbodens hatte man die Grube sehr sparsam angelegt.

Die Aufbau war in einer Schalenbauweise ausgeführt. Zwischen den beiden Außenseiten war zum Teil loses Material in die Mauer verfüllt worden.

Ein Mauervorsprung in 1,40 m Höhe, an der Innenseite, konnte als Rest des Wehrganges identifiziert werden.

Die noch vorhandenen Pfostenlöcher konnte man zwar erkennen, ein genaues Einmessen war aufgrund der Einsturzgefahr aber nicht möglich.

Die Mauer lief in südliche Richtung, geradlinig auf das Haus Wächtergasse 6 zu und war im Haus Wächtergasse 4 durch den Bau eines Kellers schon nicht mehr vorhanden.

Archäologische Funde die eine Datierung des Mauerstücks ermöglicht hätten konnten nicht gemacht werden. Auch in der Auffüllung des Schalenmauerwerkes waren keinerlei Funde erhalten.

Die kleinen Porzellanreste in der Abflußleitung der Mauer lassen darauf schließen, daß diese auch erst im 19. Jahrhundert außer Betrieb ging.



Anschluss an das Steintor



Zwischen der Torwange die nach der Stadtinnenseite zugewandt ist und dem aufgefundenen Mauerstumpf besteht eine Baulücke von 4,20 m. Wie sich hier im Mittelalter die

Häusersituation darstellte, konnte nicht mehr nachgewiesen werden. Die Umbauten in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, hatten keinerlei Spuren der mittelalterlichen Bausubstanz hinterlassen.





Schlußbemerkung



Eisenberg besitzt trotz vieler in der Vergangenheit entstandenen Baulücken, einen noch recht beachtlichen Bestand an Stadtmauer.

Die Tore wurden alle, aus verkehrstechnischen- und finanziellen Gründen in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts abgerissen.

Nachdem die Stadtmauer ihre strategische Funktion verloren hatte, diente sie an vielen Stellen zur Materialgewinnung.

Trotzdem wurden markante Stücke schon im 18. Jahrhundert erhalten und saniert (z.B. Stein-hausstraße).

Es ist schade, dass heute so wenig Geschichtsbewusstsein bei den Bauherren herrscht. Die Idee der Denkmalschützer die am Steintor gefundene Mauer als Stumpf zu erhalten und im Geschäft sichtbar zu machen, stieß nicht auf offene Ohren.

Einzig willigte man ein, in der Fassade die Mauer kenntlich zu machen.





Jörg Petermann

Dipl. Museologe

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